Beiträge DBJT 2017

„Kippel“ backen, Polka tanzen und dazu zwei Fernsehstars

Beim DBJT-Brauchtumsseminar für Jugendliche in Bad Wurzach notiert

Beim Brauchtumsseminar der DBJT (Deutsche Banater Jugend und Trachtengruppen) für Jugendliche in Unterhub am ersten Novemberwochenende wurde so einiges geboten. So lernten die 65 Jugendlichen nicht nur neue Tanzschritte, sondern sie wurden auch in die Kunst des „Salzkippel“- Backens eingewiesen. Sie stärkten sich mit typisch banatschwäbischen Spezialitäten und rockten zu den Klängen zweier Fernsehstars, die für viele keine Unbekannten waren. Das Programm war wie immer vielfältig, ob tanzwütig oder nicht, es war für jeden etwas dabei.

Der Freitagabend begann mit einem eindrucksvollen Film über die DBJT – Radtour durchs Banat – geschnitten und präsentiert von Anna Lehmann und Lukas Krispin. Zehn DBJT-Mitglieder hatten sich im August 2017 auf eine Entdeckungsreise durchs Banat gegeben – immer mit dabei eine kleine Kamera, um die vielen unvergesslichen Erlebnisse festzuhalten. Begleitet wurden die Jugendlichen von drei „Versorgungspersonen“ im Kleinbus, die Proviant und Werkzeug für alle Fälle dabei hatten. Während ihrer achttägigen Tour legten die tapferen Radler rund 300 Kilometer zurück, überwanden Berge, durchquerten Täler und steuerten Ortschaften an, in denen ihre Eltern und Großeltern geboren wurden oder gelebt haben. Sie besuchten Altenheime, tanzten auf Marktplätzen, nahmen an einer heiligen Messe in Maria Radna teil und genossen die Gastfreundschaft der Menschen im Banat in vollen Zügen. Sprachprobleme wurden übrigens einfach „weggetanzt“.

Der Weckruf am nächsten Morgen kam, wie immer, wieder viel zu früh. Doch gestärkt vom guten und reichhaltigen Frühstück, versammelten sich dann alle pünktlich um 9 Uhr in den Seminarräumen, um mit den Kursen zu beginnen.

Bei Stefan Ruttner sollte es für die Jugendlichen nochmal an die Basis gehen. Da dieser aber mit Grippe krank im Bett lag, übernahm Stephanie Timmler kurzfristig den Walzer und Polka-Grundkurs. Musikalisch begleitet wurde sie dabei von Korbinian Dölger am Akkordeon. Die interessierten Tänzerinnen und Tänzer sollten vor allem den richtigen Schwung beim „Zeppeln“ lernen. Korbinian Dölger war sehr zufrieden mit den Teilnehmern, auf zwei Anfänge war er besonders stolz: „Ja, wir haben es geschafft zwei jungen Männern, die davor noch nie etwas damit zu tun hatten, die Grundschritte so zu erklären, dass sie aus dem Kurs gingen und Walzer und Polka tanzen konnten – und das innerhalb von zwei Stunden.“ Nachdem die Grundschritte gefestigt waren, wurde die Donauschwäbische Tanzfolge – hier werden Walzer und Polka im Wechsel getanzt – eingeübt. So ganz nebenbei wurde dabei die Tanzhaltung verbessert und die eine oder andere Feinheit beim Tanzen erlernt.

Melanie Müller und Patrick Polling waren für den Kurs „Rhythmisches Tanzen“ zuständig und heizten den Teilnehmern mächtig ein. „Es ist ein sehr flotter, anstrengender, aber auch toller Tanz, der viel Spaß macht“, erklärten Brigitte und Manuel. „Allerdings ist er nicht unbedingt geeignet, um ihn in der Festtagstracht zu tanzen“, fügte Melanie Müller lachend hinzu. Der Tanz, den sie und Patrick mit den Jugendlichen einübten, ist eine Choreografie der Donauschwäbischen Tanzgruppe aus Cleveland. Die beiden hatten ihn bei einer Veranstaltung erstmals gesehen und waren so begeistert, dass sie Margot, die Leiterin der Tanzgruppe, kurzerhand um die Choreografie baten.

Einen Raum weiter tropfte der Schweiß bei den Jugendlichen im Kurs von Ann-Kathrin Kobsa und Elisa Schöffler, die zwei neue Tänze im Gepäck hatten. Sie präsentierten Gemeinschaftstänze der Tanzgruppen aus dem Banat. Die Idee dazu entstand während der Radtour im Sommer. Weshalb sollten die Tanzgruppen in Deutschland nicht auch die Gemeinschaftstänze der Tanzgruppen aus dem Banat lernen? Schließlich tanzen diese auch alle DBJT-Tänze. Gesagt getan. Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen erklärten und zeigten Elisa und Ann-Kathrin die Drehungen und Figurenfolgen bis auch das letzte Paar die „Liebesgedanken“ und „Lustige Leut“ fehlerfrei tanzen konnte. Keine leichte Aufgabe, denn während für Franziska „die Tänze relativ leicht zu erlernen waren, weil viele Elemente aus vorherigen Tänzen schon bekannt waren“, empfand Corinna „die vielen Drehungen am Ende des einen Tanzes ganz schön kompliziert und schwierig“. Für Manuel waren die Tänze „ein bisschen zu schnell, aber dennoch sehr spaßig“.

Einen Riesenspaß hatten die Jugendlichen auch bei einem Kurs, der erstmals angeboten wurde. „Jeder Schwob kennt Salzkippel. Ob Hochzeit, Sundach oder Feiertoch, die g’häre einfach dezu“, erklärt Josef Hügel. Deshalb wiesen Josef und seine Frau Gertrude die Jugendlichen in die Kunst des Salzkipfel-Backens ein. „Mit solch einem Ansturm hätte ich niemals gerechnet. Die waren alle mit solch einer Begeisterung dabei, das war überwältigend“, erzählte Gertrude begeistert. Zunächst erklärt sie das Rezept, dann wurde geknetet, ausgewalgt und portioniert. Und das erforderte ein gutes Auge, denn die Einteilung der Teiglinge erfolgte nicht etwa mit Hilfe einer Waage, sondern nach Augenmaß. Das Geheimnis, dass alle Kipfel gleich aussehen, ist – nach Gertrudes Aussage – der stete Druck beim Ausrollen des Teigs und das gleichmäßige Schneiden der Stücke. Apropos Geheimnis, Josef verriet den Teilnehmern die Zutaten eines besonders zarten Kipfelteigs: „Meine Mutter hat immer noch einen Löffel Schmand dazugemischt und alles mit viel Liebe geknetet.“

Erstmals angeboten wurde auch ein Presseseminar. Denn wer kennt es nicht das Problem des Berichteschreibens? Jede Veranstaltung sollte in irgendeiner Art und Weise dokumentiert und veröffentlicht werden. Doch wer schreibt die Berichte und was sollte dabei beachtet werden? Diese und andere Fragen wurden im Workshop mit Ines Szuck behandelt. Für einige Teilnehmer, so zum Beispiel Mitglieder der Tanzgruppe München, war es zwar „nichts Neues, aber gut, nochmal in der bisherigen Arbeit bestätigt zu werden“. Für andere war der Unterschied zwischen „Banater Post“ und lokaler Presse bisher nicht bewusst. Um das Erlernte gleich praktisch umzusetzen, bekamen die Teilnehmer in Kleingruppen die Aufgabe, sich über einen bestimmten Teil des Seminars zu informieren oder sogar selbst einen kurzen Bericht darüber zu schreiben.

Verköstigt und ganz nach Banater Manier verwöhnt wurden die Seminarteilnehmer von der Kochgruppe Augsburg – da gab es neben einem reichhaltigen Frühstück, Hinglspaprikasch mit Nudle un Saurem, Käsnudle un a gudi Nudlesupp. Kurz gesagt, hungern musste an diesem Wochenende niemand. Bereits am Abend der Anreise gab es einen ersten kulinarischen Vorgeschmack der Kochkünste, serviert wurden Französische Krumbire. „Es war anstrengend, aber schön. Wir haben alle super zusammengearbeitet, jeder hat jedem geholfen. Doch das A und O ist die Planung. So muss es einen Teamleiter geben, der den Überblick behält, dann sollte ein Zeitplan erstellt und auch eingehalten werden. Das Wichtigste jedoch ist die Teamarbeit und das hat bei uns richtig gut funktioniert. Ich kann nur sagen, wir haben mit Freude gekocht“, resümierte Helga Schuld aus der Kochgruppe.

Aber wer arbeitet, darf auch feiern und so ließen alle den arbeitsintensiven und lehrreichen Samstag mit Musik und Tanz ausklingen. Auf Wunsch vieler Teilnehmer erstmals dabei war das Schlagerduo „Amore  Blue“, das den Jugendlichen mit stimmungsvollen Liedern ordentlich einheizte. Kein Wunder, dass niemand ins Bett wollte und bis in die frühen Morgenstunden getanzt und gefeiert wurde. Hinter dem klangvollen Namen „Amore Blue“ verbergen sich übrigens die Geschwister Bianca und Patrick Schummer, die bereits erste Fernseherfolge feiern konnten und noch viel vorhaben. Begonnen hatte alles vor einigen Jahren in der DBJT-Band. „Als ich jetzt gerade die neue DBJT-Band gehört habe, kamen Erinnerungen hoch. Vor nicht allzu langer Zeit waren wir selbst ein Teil der Gruppe, haben gesungen und gespielt“, erzählt Bianca Schummer begeistert. „Ich kenne Bianca und Patrick, da waren sie noch kleine Kinder, erinnere mich noch an ihre ersten Versuche in der DBJT-Band und jetzt stehen sie da auf der Bühne, sind erfolgreiche Musiker und spielen für uns. Da geht einem das Herz auf und man weiß, wofür man arbeitet und Zeit investiert“, fügt Günter Kaupa hinzu.

Apropos DBJT-Band, die Jugendlichen übten unter der Leitung von Günter Kaupa fleißig neue Lieder ein, die sie als Vorgruppe des Schlagerduos „Amore Blue“ am Samstagabend präsentierten.

Der Weckruf am nächsten Morgen kam wie immer viel zu früh und riss alle aus ihren Träumen. Nach dem Frühstück gab es traditionell von allen Gruppen eine Vorführung des Neuerlernten und Aufgefrischten. Ein Dank an dieser Stelle allen Dozenten und Referenten für die Arbeit, Mühe und Zeit, die sie in die Vorbereitungen, aber auch während des Wochenendes investiert haben. Gedankt sei aber auch allen Teilnehmern fürs Mitmachen. Ein besonderer Dank geht aber auch an die Landsmannschaft und das Haus des Deutschen Ostens München bzw. das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, die dieses Seminar gefördert und somit ermöglicht haben.

„Das Wochenende war sehr intensiv, abwechslungsreich und, wie ich finde, sehr erfolgreich“, resümierte der Bundesvorsitzende der DBJT Harald Schlapansky.

Ines Szuck in Zusammenarbeit mit den Teilnehmern des Presseseminars


Unsere Tracht und weshalb Richtlinien so wichtig sind

DBJT erarbeitet Leitfaden „Tracht to go“

Muss der Hemdkragen in die Weste oder oben drüber? Wie rum soll das Tuch auf der Brust gekreuzt werden? Und gehört das Banater Wappen auf die Weste? Diese und viele weitere Fragen beantwortet der neue Flyer „Tracht to go“ der Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppen (DBJT).

Das kleine Flugblatt richtet sich hauptsächlich an Jugendliche, aber auch an Erwachsene, die gerne die Trachten ihrer Eltern, Großeltern und/oder Urgroßeltern tragen möchten. Mit dem kompakten Leitfaden sollen sie dabei nicht nur in der Handhabung unterstützt werden, sondern auch die Wertigkeit dieser Tracht schätzen lernen. Dazu gehört einerseits das richtige Ankleiden der Tracht, aber vor allem soll damit auch vermittelt werden, welche Bestandteile zu einer original banatschwäbischen Tracht gehören und welche eben nicht. „Unsere Omas und Uromas werden bald nicht mehr da sein, um uns wie früher beim Ankleiden zu helfen und uns so ganz nebenbei die Schönheit der Kirchweihtracht und die traditionellen Gepflogenheiten näherzubringen. Sie waren und sind es, die darauf geachtet haben, dass alles perfekt saß, dass das Tuch richtig gebunden, die Röcke richtig gestärkt oder die Westen richtig geknöpft wurden“, fasst Harald Schlapansky, Bundesvorsitzender der DBJT, zusammen.

Doch nichts ist so beständig wie die Veränderung. So war und ist auch die Kirchweihtracht in den letzten Jahrzehnten sowohl im Banat als auch hier in Deutschland im steten Wandel. Sei es, weil es bestimmte Materialien einfach nicht mehr zu kaufen gibt oder aber, weil sich die Ansprüche geändert haben. Trug man die Festtagstracht früher nur zur Kirchweih oder an bestimmten Festtagen, so wird sie heute, bedingt durch die vielen Auftritte, viel häufiger angezogen. Trotzdem oder gerade deshalb ist es so wichtig, Richtlinien festzulegen, an denen sich die vielen Trachtenträger in der DBJT, in den Kreisverbänden und Heimatortsgemeinschaften orientieren können, diese aber auch respektieren und einhalten sollen.

Grundsätzlich geht es dabei um den originalgetreuen Erhalt der Trachten. Ausartungen in Richtung volkstümlicher Trachten sollen insbesondere bei Kirchweihfesten oder traditionellen Veranstaltungen, aber vor allem bei Fernsehauftritten vermieden werden. Das bedeutet, obwohl Dirndlblusen vielleicht sehr praktisch in der Handhabung wären, gehören sie genauso wenig zur banatschwäbischen Tracht wie Sonnenbrillen oder das donauschwäbische Wappen, welches immer wieder auf Männerwesten zu finden ist. Obwohl der Träger damit sicherlich nur seine Zugehörigkeit zur Gruppe oder den Stolz, Banater Schwabe zu sein, vermitteln möchte, so ist das Wappen kein Bestandteil der banatschwäbischen Tracht.

„Wir wollen die Jugendlichen und Erwachsenen dazu ermutigen, unsere original banatschwäbische Tracht zu tragen. Sie sollen sie aber mit Würde und Stolz tragen, indem sie sich an überlieferte Gepflogenheiten halten. Beim Anblick soll vor allem auch die Wertigkeit der Trachten bewusster werden. Deshalb ist es so wichtig, die im Leitfaden definierten Frauen- und Männertrachten zu respektieren und einzuhalten, wohl wissend, dass es sehr verschiedene Trachten in den jeweiligen Dörfern gab und noch immer gibt“, erklärt Harald Schlapansky und unterstreicht damit die Wichtigkeit des Flyers. „Gleichzeitig soll das Flugblatt aber auch die Verbundenheit zu unserer Volksgruppe wecken, unsere Gemeinschaft in Deutschland fördern und durch unsere Kirchweihtracht unsere Identität stärken“, ergänzt Schlapansky.

Entstanden ist die Idee zu dem Leitfaden im Kreise erfahrener Trachtenbeauftragten aus den verschiedensten Tanzgruppen und Kreisverbänden der Landsmannschaft. Man wollte etwas schaffen, das man den Jugendlichen, aber auch den Erwachsenen vor Veranstaltungen, bei Seminaren oder aber auch in den Tanzproben in die Hand drücken kann. Auch deshalb ist es zwingend notwendig, auf heutige Möglichkeiten zurückzugreifen, um Wissen zu übermitteln und auf Unwissenheit zurückzuführende Fehler hinzuweisen. Deshalb sollte der Flyer möglichst jugendgerecht, erfrischend, bunt und ansprechend wirken, was nach Meinung des DBJT-Vorsitzenden mit „Tracht to go“ (Tracht zum Mitnehmen) auch gelungen ist.

Ines Szuck


Die Banater Jugend macht sich fit für die Zukunft

„DBJT 2021“ – Wochenendseminar in der Landesakademie für Jugendbildung Weil der Stadt

Wie geht es weiter mit der DBJT? Was ist den Jugendlichen wichtig und wo soll der Weg hinführen? Stimmt die Richtung oder muss es grundlegende Reformen geben? Um diese und viele weitere Fragen ging es am zweiten Novemberwochenende beim Seminar „DBJT 2021“ in der Landesakademie für Jugendbildung in Weil der Stadt.

Jugendliche aus mehreren Banater Gruppen haben sich getroffen, um über ihre Zukunft im Verband der Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppen (DBJT) zu diskutieren. Die besten Vorschläge werden jetzt dem Vorstand und den Mitgliedern vorgestellt. Im Februar wird der neue DBJTVorstand gewählt. Deshalb war es Lukas Krispin ein besonderes Anliegen, im Vorfeld mit den Mitgliedern in einen Dialog zu treten. Umgesetzt wurde seine Idee in dem Seminar „DBJT 2021“. Ziel war es, die Wünsche der „Basis“ besser kennenzulernen, sich über neue Ideen und Vorschläge auszutauschen, um damit letzten Endes den Verband zu stärken.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Robert Werner, dem Bundesgeschäftsführer der Deutschen Jugend in Europa (djo). „An Robert hat mir besonders seine ruhige und besonnene Art gefallen und der klar strukturierte Ablauf des Seminars“, resümierte Franziska Moßner. Zunächst ging es um grundlegende Fragen, darauf wurde langsam aufgebaut, um schließlich zu konkreten Vorschlägen für die Verbandsarbeit zu kommen. So wurde durch kreative Elemente erst erörtert, wie die Jugendlichen die DBJT sehen, welche Erwartungen sie an das Treffen hatten oder welche besonderen Erlebnisse mit der DBJT verbunden werden. „Gerade bei solch tiefergehenden Themen – wie geht es weiter, wie sieht die Zukunft aus, was wollen wir und so weiter – ist es wichtig, positiv in die Diskussion einzusteigen,“ erklärte Robert Werner seine Vorgehensweise.

Durch geschickten Einsatz von Hilfsmitteln konnte Werner dabei tief in die Materie einsteigen. So verwendete er beispielsweise Karten mit verschiedenen Bildern darauf. Jeder Jugendliche musste sich eine Karte aussuchen und dann erklären, weshalb genau diese Karte für ihn die DBJT versinnbildlicht. Dann forderte Werner alle auf, Ereignisse zu schildern, welche für die Jugendlichen die Zeit in der DBJT so besonders machen oder gemacht haben. So hat sich sehr deutlich gezeigt, welche Motive die Jugend und damit die DBJT eint. Oft wurde dabei die Offenheit, Vielfalt, Gemeinschaft oder aber auch allgemein der Spaß, den man erlebt, genannt. „Ganz besonders beeindruckt hat mich das erste Brauchtumsseminar, bei dem ich dabei war. Ich war neu, kannte fast niemanden und wurde trotzdem direkt in die Gemeinschaft aufgenommen, so als hätte ich schon immer dazu gehört“, erzählte Anna Lehmann. Für Andrea Kielburg war das bis jetzt schönste DBJT-Erlebnis der Heimattag 2016 in Ulm mit den großen Hallen, den vielen Besuchern und der gemeinsamen Aufführung der Tanzgruppen. „Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie es war, als wir alle gemeinsam die ‚Veilchenblauen Augen‘ getanzt und dazu gesungen haben“, ergänzte Maxi Wagner. Oft genannt wurde auch die im Juli 2017 veranstaltete Fahrradtour durchs Banat. „Einfach ein herrliches Erlebnis, die Wurzeln seiner Eltern zu entdecken und die Landschaft zu erleben“, waren sich dabei alle Beteiligten einig.

Positiv gestimmt und mit wohligem Gefühl im Magen, wahrscheinlich war neben der nostalgischen Stimmung auch das gute Mittagessen dafür verantwortlich, ging es an konkrete Vorschläge und Ideen für die Zukunft der DBJT. Diese waren vielfältig. Einige befassten sich ganz konkret mit dem Brauchtumsseminar, bei anderen ging es um Überlegungen, wie die Struktur innerhalb der DBJT verbessert werden könnte, um höhere Beteiligungen oder einen besseren Informationsfluss zu erreichen. Mit den Ergebnissen des Seminars war Robert Werner sehr zufrieden, besonders die Motivation der Jugendlichen beeindruckte ihn.

Denn wie sonst lässt sich erklären, dass der Beginn des Seminars am Sonntagmorgen freiwillig um eine Stunde nach vorne verlegt wurde, als mit unbändiger Motivation und Tatendrang? Die Ergebnisse des Seminars werden jetzt zunächst dem Vorstand sowie den Mitgliedern vorgestellt und dann bei entsprechender Zustimmung ab Februar mit und durch den neuen Vorstand umgesetzt. Zum Schluss sei denen gedankt, die durch ihre Unterstützung dieses Seminar erst ermöglicht haben. Dieser Dank gilt der Landsmannschaft der Banater Schwaben und der Deutschen Jugend in Europa (djo).

Andreas Kubon


Workshop „DBJT 2021“: Fit für die Zukunft

Weil der Stadt

Die DBJT hat dieses Jahr ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert. Wir haben in diesen drei Jahrzehnten mit viel Einsatz an unserer Organisation gearbeitet und können stolz auf das Erreichte sein. Doch ist die Zukunft unserer Jugendorganisation auch für die nächsten dreißig Jahre gesichert? Wie schaffen wir es, auch weiterhin für Jugendliche attraktiv zu bleiben?

Jugendliche wollen oft nach dem Schulabschluss die Welt bereisen, Verschiedenes ausprobieren, sich einem Studium oder der Berufsausbildung widmen. Wie kann man ehrenamtliches Engagement, Studium/ Ausbildung und Wissensdurst in Einklang bringen? Um all diese Fragen zu erörtern, sollen 21 mutige Jugendliche im Rahmen eines Workshops, der vom 10. bis 12. November 2017 in der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung Baden- Württemberg in Weil der Stadt stattfindet, die Köpfe zusammenstecken und nach Lösungsansätzen suchen mit dem Ziel, die Banater Jugendorganisation fit für die Zukunft zu machen.

Bei diesem Vorhaben werden wir von Robert Werner, dem Bundesgeschäftsführer der djo – Deutsche Jugend in Europa, unterstützt. Zudem wird der Workshop „DBJT 2021“ von der Landsmannschaft der Banater Schwaben und der djo Baden- Württemberg gefördert. Willst auch Du dabei sein? Dann melde Dich bis zum 25. September bei Lukas Krispin an (E-Mail lukas.krispin@t-online.de). Die Anzahl der Plätze ist begrenzt.


Dreihundert Kilometer und neun Stationen in sieben Tagen

DBJT: Jugendliche mit dem Fahrrad auf Erkundungstour durch das Banat

Als Harald Schlapansky in der Vorstandssitzung der DBJT vor etwa einem Jahr den Vorschlag unterbreitete, im Sommer 2017 eine Fahrradtour durchs Banat zu organisieren, konnten sich die meisten erst einmal nichts darunter vorstellen. Eine Woche unterwegs auf dem Fahrrad durch die Heimat unserer Eltern und Großeltern? Das klingt doch eigentlich genial, oder nicht?  Der Vorstand stimmte dem Vorschlag zu und in den folgenden Monaten wurden die notwendigen Vorbereitungen getroffen, galt es doch, die Route zu planen, Mitradler zu finden und Übernachtungs- sowie Transportmöglichkeiten zu organisieren.

Irgendwann stand dann auch die Teilnehmerliste fest: Es hatten sich nur zehn Jugendliche gemeldet, die sich die Zeit für diese Reise nehmen konnten und wollten. Die mutigen Radler waren Lukas und Johannes Krispin, Anna Lehmann, Ann-Katrin Kobsa und Elisa Schöffler von der Tanzgruppe Esslingen, Patrick Stanek von der Tanzgruppe Würzburg, Leonhard Hutter und Fabian Dölger von der Tanzgruppe München, Dennis Schmidt vom Vorstand der DBJT sowie ich selbst, Patrick Polling, von der Tanzgruppe Spaichingen. Nicht zu vergessen natürlich der Chef der DBJT, Harald Schlapansky, von der Tanzgruppe München.  Begleitet wurden wir von Gerhard Hellner und Elvine Schöffler, die uns im Banat unterstützten und das Gepäck jeweils zum nächsten Ziel beförderten. Nachdem das Organisatorische geklärt war, musste noch jeder einzelne sein Fahrrad auf Fahrtüchtigkeit prüfen, Helm und Ersatzschläuche einpacken und sein Gepäck schnüren. Wir wussten nicht, was uns erwartete, freuten uns jedoch alle riesig darauf, die Heimat unserer Eltern und Großeltern zu besuchen, sie zu erkunden und auf eine neue Weise kennenzulernen.

Tag 1: Sonntag, 30. Juli

 Abfahrt von Deutschland Richtung Rumänien

Sonntag, 30. Juli: Nun sollte sie also starten, unsere Fahrradtour durchs Banat. Acht Tage unterwegs durch das Land der Ahnen, über Feldwege, Schotterpisten und kleine Ortschaften bis hin zu den großen Städten Temeswar und Arad. Riesig war die Freude, als sich ein Teil von uns am Wendlinger Busbahnhof traf, um die Reise mit einem Bus der Firma Pletl anzutreten. Wir beluden den Anhänger mit Hilfe von Gerhard und der beiden rumänischen Busfahrer.

15 Sitze hatte der Bus, 13 Personen sollten wir sein. Damit war uns klar: Das würde eine kuschlige Fahrt werden. In Oberschleißheim stießen unsere drei Münchner dazu und wir machten uns um 20 Uhr auf von München in Richtung Rumänien. Von den DBJT- Veranstaltungen kannten wir uns bereits alle, sodass ein Vorstellen überhaupt nicht nötig war. Elisa und Lukas hatten orangene Leibchen mit einem Aufdruck unserer Tour anfertigen lassen, die wir auf den Fahrten tragen sollten. Wir unterhielten uns noch eine Weile, spielten Karten oder hörten Musik, bis uns der Schlaf einholte. Morgen würde es dann soweit sein. Die Fahrradtour startet endlich…

Tag 2: Montag, 31. Juli

Ankunft in Busiasch, Besuch in Bakowa

Nach einer zwanzigstündigen Busfahrt kamen wir in Busiasch bei unserer ersten Pension (Pension „Paradis“) an. Wir bezogen unsere Zimmer und bekamen dann ein spätes, jedoch wirklich leckeres Frühstück. Von der Pension waren wir alle begeistert, denn es gab saubere Zimmer, tolle Aufenthaltsräume und einen schönen kleinen Pool im Garten. Sofort war uns klar: Da müssen wir heute noch rein!

Erstmal hieß es jedoch aufsatteln und los Richtung Bakowa, dem Heimatort von Elvine und Harald. Nur etwa 6 Kilometer waren es von der Pension bis nach Bakowa. Hier zeigte uns Harald sein Elternhaus, die Kirche, das Kriegerdenkmal sowie die Schule, in die er bis zur siebten Klasse ging. Was uns jedoch eigentlich nach Bakowa geführt hatte, war das dortige Altenheim, in dem noch einige Deutsche leben und wo wir von Helmut Weinschrott zum Mittagessen eingeladen waren.

Wir selbst konnten uns nicht vorstellen, welch eine Freude wir den Bewohnern des Seniorenheims mit unserem Besuch bereiten würden. Wir kamen mit ihnen ins Gespräch, natürlich nur „uf Schwowisch“, und hörten uns ihre Geschichten an. Sie hatten Tränen in den Augen und allen wurde warm ums Herz, als wir zum Abschied noch die Polka „Veilchenblaue Augen“ sowie den „Donauschwabenwalzer“ tanzten. Einerseits glücklich, den Menschen eine Freude gemacht zu haben, andererseits betrübt darüber, wie einsam sich manche von ihnen fühlten, machten wir uns auf den Weg zurück nach Busiasch. Es ging jedoch nicht direkt zur Pension, sondern hoch auf den Silascher Weinberg mit seiner schmucken Kapelle, wo uns eine fantastische Aussicht begrüßte und Harald uns noch einiges über den Weinbau früher erzählte. Zurück in der Pension, sprangen wir alle nach einem heißen Tag in den erfrischenden Pool. Der Abend klang aus bei einem Essen in Busiasch und einem Wein direkt aus der Region.

Tag 3: Dienstag, 1. August

Von Busiasch nach Maria Radna

Von Busiasch aus machten wir uns nach einem stärkenden Frühstück auf nach Maria Radna. Die längste Tour unserer Reise stand uns nun bevor. Bereits am Vortag hatten Harald und Gerhard den Kleinbus besorgt, mit welchem uns die drei Begleitfahrer die ganze Zeit über folgten. Dieser wurde dann morgens beladen und wir brachen auf in Richtung Norden, nicht bevor wir unsere Trinkflaschen mit Busiascher Mineralwasser befüllt hatten. Anfangs kamen wir zügig voran bis Hitiaş, wo wir die Temesch überquerten. Bei unglaublichen 37 Grad im Schatten und stechender Sonne mussten wir viele Trinkpausen einlegen.

In einer geschlossenen Truppe mit unseren auffälligen orangenen Leibchen unterwegs zu sein, fühlte sich unglaublich gut an. Man gehörte zusammen, erlebte zusammen die Fahrt und das schöne Banat, von dem wir noch viel zu sehen bekommen sollten. Die zunächst leicht befahrbaren Straßen verwandelten sich recht schnell in Schotterwege und Kopfsteinpflaster, was uns den Weg über 40 Kilometer, die zum Großteil bergauf gingen, um einiges erschwerte. Das war schon eine Herausforderung, zumal auch die vier Liter Wasser, die jeder von uns mitführte, schneller verbraucht waren, als wir uns gedacht hatten. Zum Glück konnten wir uns dank unseres Begleitbusses wieder mit Wasser versorgen.

In einem kleinen rumänischen Dorf inmitten der Berglandschaft beschlossen wir dann, Brotzeit zu machen. Es war eine typisch „schwowische“ Brotzeit mit „Speck, Worscht, Brindsa, Paradeis, Umorke, Brot un Rahm“, die wir an einem schattigen Platz genossen. Gut gestärkt, traten wir die letzte Etappe mit dem Ziel Lippa an. Dort angekommen, überquerten wir mit der Marosch den zweiten Fluss an diesem Tag, denn unser Etappenziel war ein Kloster in der rumänischen Ortschaft Cladova, etwa 7 Kilometer von Lippa entfernt. Der Priester Ioan Cădărean empfing uns herzlich, wies uns die Zimmer zu und stellte uns ein köstliches Abendessen bereit. Auch Diözesanarchivar Claudiu Călin stieß dazu und wir ließen den Abend bei Akkordeonmusik, Gesang und Wein ausklingen. Irgendwann fielen wir erschöpft aber glücklich ins Bett.

Tag 4: Mittwoch, 2. August

Deutsche Wallfahrt in Maria Radna

Nach einer kurzen Nacht ging es zur Deutschen Wahlfahrt nach Maria Radna. Mit dem Kleinbus brachte uns Gerhard zur Kirche. Hier waren auch große Busse aus Deutschland eingetroffen, unter anderem mit der Original Donauschwäbischen Blaskapelle Reutlingen. Man sah den Menschen an, welche Emotionen sie mit diesem heiligen Ort verbinden, besonders, als die feierliche Messe in der imposanten Kirche zelebriert wurde.

Da wurde uns klar, wie viel die Wallfahrt den Menschen früher bedeutet hatte und welche Wirkung sie auch heute noch entfalten kann. Nach der Messe waren wir von Domkapitular Andreas Reinholz zu einem köstlichen Mittagessen ins ehemalige Franziskanerkloster eingeladen, zusammen mit Geistlichen und weiteren Ehrengästen, darunter der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, und der Vorsitzende des Hilfswerks der Banater Schwaben, Nikolaus Rennon. Da sowohl die Landsmannschaft als auch das Hilfswerk diese Fahrradtour in finanzieller Hinsicht kräftig unterstützt hatten, bedankten wir uns herzlich bei den beiden Vorsitzenden. Anschließend nahmen wir am Kreuzweg teil und am Nachmittag besuchten wird noch das Orgelkonzert von Dr. Franz Metz in der Wallfahrtsbasilika. Wir waren froh um dieses ruhigere Kontrastprogramm, da uns der anstrengende Trip des Vortages noch in den Knochen steckte. Erneut ließen wir einen schönen Tag im Kloster Cladova gemütlich ausklingen, bevor wir am nächsten Tag unsere Fahrradtour fortsetzten.

Tag 5: Donnerstag, 3. August

In Guttenbrunn, Schöndorf und Neuarad

Nach dem Aufenthalt in Cladova, wo wir uns alle sehr wohl gefühlt haben, ging es für uns Radler wieder auf die Banater Seite der Marosch nach Neudorf, dem Heimatort von Gerhard. Dort führte uns Frau Tietz durch die katholische Kirche. In Guttenbrunn besichtigten wir anschließend das Adam Müller-Guttenbrunn- Museum, das uns einen Einblick in das Leben und Schaffen des berühmten Schriftstellers vermittelte. Sogar auf der Kirchenorgel durften wir hier spielen, als wir die Kirche besuchten.

Weiter ging es nach Schöndorf, wo wir äußerst herzlich von Anni Denk und weiteren aus Deutschland angereisten Banater Schwaben empfangen wurden. Das Besondere dabei war, dass sie für uns die Glocken der katholischen Kirche läuten ließen, was bei uns allen für ein Gänsehaut-Moment sorgte. Wir wurden mit Getränken, frischen Früchten und Eugenia beköstigt und konnten uns für die Weiterfahrt stärken. Von Schöndorf führte der letzte Abschnitt über Engelsbrunn, wo wir im Park eine Pause zum Tanzen einlegten, nach Neuarad, wo wir von Adelheid Simon und Michael Szellner in der Pension „Larissa“ begrüßt und abends vom Deutschen Ortsforum zu einem Essen eingeladen wurden. Daran nahmen auch Mitglieder der Tanzgruppe Banat-Ja aus Arad teil, die ein ausgesprochen gutes Deutsch sprachen, was für uns eine große Hilfe war, zumal die meisten von uns kein Rumänisch sprechen. Nach dem guten Essen machten wir zusammen mit den Jugendlichen aus Arad noch einen Bummel durch die Stadt. So ging ein erlebnisreicher Tag zu Ende, an dem wir neue Freunde gefunden haben, die wir glücklicherweise bereits am Samstag in Warjasch wiedersehen sollten.

Tag 6: Freitag, 4. August

Von Neuarad nach Deutschsanktpeter

Am Freitag ließen wir Neuarad hinter uns und wir machten uns auf den Weg nach Deutschsanktpeter. Dabei wurden wir von Familie Winter begleitet, die als DBJTler für kurze Zeit dazustießen und uns bis zu einer kleinen Oase mitten im Wald führten, wo wir zum Mittagessen eingeladen wurden. Uns allen war schnell klar: Dieses Gulasch mit dem frischen Brot, das hier für uns zubereitet worden war, war das beste, das wir je gegessen haben. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch von der großen Hitze und der Anstrengung, die uns praktisch ausgehungert in Deutschsanktpeter ankommen ließen.

Anschließend haben wir mit großem Genuss frische Melonen verzehrt, Fußball gespielt und uns etwas ausgeruht. Wieder bei Kräften ging es dann in unsere Unterkunft, ein altes serbischorthodoxes Kloster (Kloster Bezdin). Nachdem wir die Zimmer bezogen hatten, konnten wir es kaum erwarten, zur Erfrischung in die Marosch zu springen. Obwohl das Wasser so warm war, als würde man duschen, genossen wir das wohltuende Gefühl im strömenden Fluss. Die knurrenden Bäuche wurden bei einem Abendessen gestillt und nach unserer ersten und einzigen Fahrradfahrt über den Maroschdamm im Dunkeln ließen wir uns müde ins Bett fallen.

Tag 7: Samstag, 5. August

Beim Kirchweihfest in Warjasch

Am Samstagmorgen stand uns die nächste Etappe bevor. Doch zunächst gab es noch ein kräftiges Frühstück, das uns die Freunde aus Deutschsanktpeter extra ins Kloster liefern ließen, sowie eine Führung durch das fast 500 Jahre alte Kloster, in dem die Reliquien des heiligen Kyrill aufbewahrt werden. Danke an dieser Stelle an Familie Winter für die Verpflegung und die gemeinsame Zeit! Danach starteten wir Richtung Warjasch, wo an diesem Tag Kerweih gefeiert wurde. An Traktoren und Pferdekutschen vorbei, mit unseren treuen Begleitern im Kleinbus, die übrigens die ganze Reise ohne Klimaanlage überstehen mussten, kamen wir in Warjasch an.

Wir zogen uns schnellstens um und frischten uns auf, um rechtzeitig zum Gottesdienst erscheinen zu können. Tolle Trachten und „scheeni Madle“ bekamen wir auf der Warjascher Kerweih zu sehen, zu der uns Monica Lazea und Hansi Müller begrüßten. Nach der heiligen Messe in deutscher Sprache zog der stattliche Trachtenzug zur Blasmusik durch die Dorfstraßen. Beim „Kehrweihstickl“ mussten wir uns etwas beherrschen, denn es juckte uns schon mitzutanzen. Doch hier waren wir selbst nur Zuschauer, eine Rolle, die wir, angesichts der hohen Temperaturen, sehr genossen. Am Nachmittag blieb uns ein wenig Zeit, die wir im kühlen Pool unserer Behausung verbrachten.

Pünktlich zur Versteigerung des Kirchweihstraußes waren wir zurück. Die mitwirkenden Tanzgruppen aus Warjasch, Detta und Billed führten einige Tänze vor. Bei den Gemeinschaftstänzen wurden auch wir aufgefordert mitzutanzen. Die Einladung nahmen wir gerne an. Den Abend verbrachten wir mit den Trachtentänzern aus dem Banat. Wir trafen hier viele alte Freunde und knüpften neue Freundschaften. Die Hitze hielt uns selbstverständlich vom Tanzen nicht ab; schweißgebadet und fröhlich machten wir uns schließlich auf den Heimweg zur Pension. Ein atemberaubender Tag ging zu Ende, den wir so schnell nicht vergessen werden. In Warjasch konnten wir ein Stück banatschwäbischer Tradition erleben, deren Pflege und Erhalt auch uns ein Anliegen ist. Danke an alle, die uns hier so liebevoll umsorgt und bewirtet haben!

Tag 8: Sonntag, 6. August

Von Warjasch über Knees nach Billed

Nach einer durchzechten Nacht ging es am Sonntagmorgen nach Knees. Der HOG-Vorsitzende Nikolaus Kutschera empfing uns direkt am Dorfeingang und lieferte uns interessante Informationen zur Ortsgeschichte. Zu Mittag wurden hier eigens für uns von den Banater Schwaben im Dorf Mici gegrillt. Dazu gab es frisches Brot und Senf, und, wer Appetit darauf hatte, konnte auch „Lewerworscht“ und „Griewe“ probieren. Derart gestärkt halfen wir unseren Landsleuten dann noch bei Aufräumarbeiten im Friedhof – zwar eine schweißtreibende Angelegenheit, vor allem aber eine Aufgabe, die uns alle befriedigt hat in der Überzeugung, eine gute Tat vollbracht zu haben.

Unser nächstes Ziel an diesem Tag war Billed, wo wir von Roswitha und Adam Csonti empfangen wurden. Nachdem wir die dortige Pension bezogen hatten, gab es ein Abendessen, zu dem wir extra abgeholt wurden. Wir verbrachten den Abend, der uns den langersehnten kühlenden Regen bescherte, mit der Tanzgruppe „Billeder Heiderose“ im Haus des Deutschen Forums. Nach ausgiebiger Tanzunterhaltung fielen wir ein weiteres Mal kaputt ins Bett.

Tag 9: Montag, 7. August

Letzte Etappe: Von Billed nach Temeswar

Am 7. August stand uns bereits die letzte Etappe unserer Tour bevor. Nach einem frischen, leckeren Frühstück in Billed – trotz Ausfalls von Strom und Wasser aufgrund des Sturms in der Nacht – und einer Führung durch das volkskundliche Museum im Billeder Heimathaus ließen wir die letzten 30 Kilometer bis Temeswar beinahe mühelos hinter uns. Untergebracht waren wir hier im Internat der Lenauschule. Von dort machten wir uns auf direktem Weg zu einer Begegnung mit anderen Jugendlichen aus den Donauländern, die in Temeswar an einem einwöchigen Donau-Kreativcamp unter dem Motto „Licht und Klang“ teilnahmen.

Im Adam-Müller- Guttenbrunn-Haus wurden wir von der Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, Dr. Swantje Volkmann, begrüßt, die diese Jugendveranstaltung ausgerichtet hatte. Durch die Teilnahme an einem Workshop, den wir als äußerst interessant empfanden, bot sich uns Gelegenheit, in diese Veranstaltung mit dramaturgischmusikalischem Schwerpunkt reinzuschnuppern. Danach wurden wir zum gemeinsamen Abendessen eingeladen. Die Mitglieder der Billeder Tanzgruppe, mit denen wir am Vortag noch gefeiert hatten, kamen ebenfalls nach Temeswar, um mit uns den Abend über den Dächern der wunderschönen „Hauptstadt der rumänischen Jugend“ zu verbringen.

Tag 9: Dienstag, 8. August

Aufenthalt in Temeswar und Abreise

Als wir am Morgen aufwachten und uns bewusst wurde, dass dies unser letzter Tag ist, war die Stimmung zum ersten Mal auf dieser Reise ziemlich bedrückt. Andererseits freuten wir uns jedoch auch, die Stadt noch einmal besichtigen und erleben zu dürfen. Zum Frühstück gab es eine leckere Kleinigkeit namens Merdenele an einem der vielen Verkaufsstände. Am Domplatz trafen wir dann Claudiu Călin, mit dem wir bereits in Cladova Bekanntschaft gemacht hatten.

Nun starteten wir mit ihm zu einer Führung durch Temeswar. Zunächst bekamen wir das Bischöfliche Ordinariat mit dem Diözesanmuseum sowie die Domkirche zu sehen. Claudiu erzählte uns viele interessante Geschichten, gespickt mit so viel Detailwissen, dass wir uns keinen besseren Stadtführer hätten wünschen können. Von den Gebäuden und Plätzen im Stadtzentrum und von dem, was wir zu hören bekamen, waren wir regelrecht fasziniert. Nach einem kräftigen Mittagessen verluden wir ein letztes Mal unsere Koffer in den großen Bus.

Anschließend besuchten wir noch einmal das Adam-Müller-Guttenbrunn- Haus, durch das Harald Schlapansky führte. Die angetroffenen Seniorinnen und Senioren freuten sich sehr, mit uns in Gespräch zu kommen. Am Ende unseres Besuchs waren wir uns wieder schnell einig: Dieses Haus ist ein Glücksfall für die im Banat verbliebenen alten Menschen, die wir niemals vergessen dürfen.

Nach einem letzten Essen in der Banater Metropole bestiegen wir zu später Stunde nach sieben Tagen, neun Stationen und 300 Kilometern etwas wehmütig den Bus, der uns zurück nach Deutschland brachte. Am Mittwochnachmittag, nach zwanzigstündiger Busfahrt, kamen wir zu Hause an. Unsere Wege trennten sich erneut, doch eines war klar: Während unserer Tour durch das Banat sind wir als Team zusammengewachsen. Gemeinsam das Land unserer Eltern und Großeltern zu erleben, dazu auch noch mit dem Fahrrad, bleibt ein Erlebnis für die Ewigkeit. Dieses Gefühl, Dinge zu erleben und zu sehen, von denen bisher nur Geschichten erzählt wurden, wird unser Leben prägen. Wir dürfen unsere Vergangenheit nicht vergessen, genauso wenig wie die wenigen Deutschen, die noch in der alten Heimat leben.

Im Namen des Teams will ich mich hier bei Harald bedanken für die gesamte Planung und seinen Einsatz für diese Tour, ebenso bei Gerhard Hellner und Elvine Schöffler, die uns eine große Stütze waren. Ein besonderer Dank geht an die Landsmannschaft und das Hilfswerk der Banater Schwaben für die großzügige finanzielle Unterstützung des Projekts, an Helmut Weinschrott für die Bereitstellung des VW-Kleinbusses sowie an alle helfenden Hände. Ihr alle habt dazu beigetragen, diese Reise zu einem einzigartigen, unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen. Wir freuen uns schon auf die nächste Fahrradtour durchs Banat, und wir sind sicher alle wieder dabei.

Patrick Polling


Jugendzeltlager mit Blick aufs Hambacher Schloss

Traditionelles Zeltwochenende der DBJT diesmal von der Trachtengruppe Frankenthal ausgerichtet

Seit vielen Jahren ist das sommerliche Zeltwochenende ein fester Eintrag im Terminkalender der DBJT (Deutsche Banater Jugend und Trachtengruppen). Alljährlich wird das beliebte DBJT-Zeltlager an einem anderen Ort veranstaltet und von einer anderen Gruppe vorbereitet. Diesmal fiel diese Aufgabe erstmals der Frankenthaler Trachtengruppe zu. Treffpunkt war das Jugendzeltplatz Hambacher Schloss, wunderschön am Rande des Wohngebiets Oberhambach in Neustadt an der Weinstraße gelegen.

Das Gelände ist zum Großteil von Wald umgeben und bietet freie Sicht auf das geschichtsträchtige Hambacher Schloss. Hier verbrachten die Camper das Wochenende vom 14. bis 16. Juli. Es waren Tage, an denen Gemeinschaft, Spiel und Spaß im Vordergrund standen. Um es gleich vorwegzunehmen: Aus Sicht aller Teilnehmer war die Veranstaltung wieder ein voller Erfolg. Für die Trachtengruppe Frankenthal begann das Abenteuer Zeltlager allerdings schon am Donnerstag mit dem Beladen und dem Transport aller nötigen Campingutensilien zum Zeltplatz am Hambacher Schloss sowie mit der Vorbereitung des Essens, das im Vereinshaus der Donaudeutschen Landsmannschaft Frankenthal von den Frauen zubereitet wurde. Als das Zeltlager dann am Freitag begann, war alles bestens vorbereitet.

Es fehlten nur noch die Camper. Diese trafen dann auch nach und nach ein. Die Wiedersehensfreude war natürlich groß, und die gegenseitige Begrüßung fiel sehr herzlich aus. Nachdem alle Gäste eingetroffen waren, konnten sich diese erst einmal mit Grillspezialitäten stärken. Der DBJT-Vorsitzende Harald Schlapansky hieß in einer kurzen Ansprache alle Teilnehmer am diesjährigen DBJT-Zeltlager willkommen und dankte den Gastgebern aus Rheinland- Pfalz für die organisatorischen Maßnahmen im Vorfeld. Anschließend wurden die Zelte aufgebaut, was manchen mehr oder minder Schwierigkeiten bereitete, doch im Endeffekt standen alle Zelte und jeder hatte einen Schlafplatz.

Der wurde natürlich noch nicht aufgesucht, denn zu einem Zeltlager gehört am Abend das Lagerfeuer. Um das Feuer versammelt, saßen alle gemütlich beisammen, es wurde gesungen, man kam miteinander ins Gespräch, tauschte Neuigkeiten aus und berichtete über so manche Erfahrungen und das eine oder andere Erlebnis. Am späten Abend zogen die Jugendlichen dann an eine zweite Feuerstelle, um unter sich zu sein, sich untereinander besser kennenzulernen und so auch näher zusammenzuwachsen.

Tags darauf standen die sportlichen Aktivitäten zum Zeitvertreib an erste Stelle, wie beispielsweise Fußball, Volleyball oder einfach selbst erdachte Spiele. Vor allem aber fieberten alle der Wasserbombenschlacht entgegen, die bei keinem Zeltlager fehlen darf. Dabei konnten die Kinder ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellten, indem sie die Männer und Jungs, denen als Schutz nur Bierbänke dienten, mit Wasserbomben bewarfen. Sowohl den „Angreifern“ als auch den „Verteidigern“ machte die Schlacht einen Riesenspaß.

Die Interessierten machten sich am späten Vormittag zu einem Ausflug mit steilem Aufstieg zum Hambacher Schloss auf. Die in beherrschender Lage auf einer Bergkuppe gelegene Schlossanlage steht für das „Hambacher Fest“ vom 27. Mai 1832, einem der wichtigsten Ereignisse in der Entstehung des demokratischen Deutschlands. Der Abend begann mit einem vor Ort selbstgemachten Gulasch, das bei allen sehr gut ankam, und endete wieder in gemütlicher Runde am Lagerfeuer, wobei natürlich das Musizieren und Singen nicht zu kurz kamen.

Am Sonntagmorgen nach dem Frühstück standen dann leider schon die Aufräumarbeiten an, wobei alle tatkräftig mit anpackten. Danach hieß es voneinander Abschied nehmen und die Heimreise antreten. Man verabschiedete sich mit dem Gefühl, gemeinsam ein sehr schönes, spannendes und unterhaltsames Wochenende verbracht zu haben, aber auch in Vorfreude auf das nächste Zeltlager.

Manuel Huth und Lena Winter


Ball und Kugel rollten wieder

Sportfest der DBJT in Crailsheim: Fußballer, Beachvolleyballer und Kegler kommen zum Zuge

Der Wetterprophet hatte für Samstag, den 24. Juni, einen sonnigen, heißen Tag vorausgesagt. Dann nämlich sollte das traditionelle Sportfest der Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppen (DBJT) in Crailsheim, dem bewährten Austragungsort, stattfinden. Die Vorbereitungen dazu liefen schon seit längerem und intensivierten sich in den Tagen unmittelbar vor dem Sportturnier.

Am Freitag waren viele Helfer aus der Trachtengruppe Crailsheim und dem Kreisverband Schwäbisch Hall/Crailsheim mit dem Aufbau der Zelte sowie der Ausmessung und Markierung des Spielfelds beschäftigt. Andere wiederum kümmerten sich um den Langoschteig. Dem vorausgegangen war einige Tage zuvor das Kneten und Formen der begehrten „Mici“, eine Aufgabe, die von einer Handvoll Leuten bewältigt wurde. Am Samstagmorgen war dann eine kleine Menschenschar schon ganz früh auf den Beinen, um durch ihren Einsatz einen reibungslosen Verlauf des DBJT-Sportturniers zu gewährleisten. Nachdem das Frühstück vorbereitet war und die letzten Vorkehrungen getroffen waren, trafen auch schon die ersten Sportskanonen ein.

In diesem Jahr waren 19 Fußballund vier Kegelmannschaften angemeldet. Ein Novum war diesmal die Teilnahme mehrere Beachvolleyballmannschaften. Während Melanie Furak für die Anmeldung der Mannschaften sowie die Registrierung und Einweisung der Spieler zuständig war, sorgten andere dafür, dass die Sportler und Fans mit allem versorgt werden. Dank der Zuverlässigkeit der Spieler und der Turnierleitung, die Michael Geier und Johann Brum innehatten, konnte das Fußballturnier pünktlich beginnen. Es wurde auf zwei Kleinfeldern, nach den Regeln des WFV, mit jeweils 5 Spielern plus Torwart ausgetragen. Der Fairness der Spieler und den strengen Augen der Unparteiischen Martin Würtemberger, Josef Kiss, Tibor Kulcar und Franz Malek war es zu verdanken, dass das Turnier ohne nennenswerte Verletzungen beendet werden konnte.

Parallel zum Fußballturnier nahm am Vormittag auch das Kegelturnier seinen Lauf. Unter der Leitung von Harold Huth kämpften vier Mannschaften in der ESV-Gaststätte um die Entscheidung. Als Sieger ging die Mannschaft „Reutlinger Kegelfreunde 1“ mit dem Spitzenspieler Oswald Wolf hervor. Auch für die kleinen Besucher war so einiges zum Zeitvertreib geboten. Bei Elisabeth Schöpp konnten sie sich in Löwen, Tiger, Mäuse und Marienkäfer verwandeln lassen. Mit ein bisschen Farbe und Maltalent wurde aus so manchem schüchternen Knirps ein mutiger Kämpfer. Am Nachmittag konnten sich die Kleinen dann im Minigolfen üben. Unter der Aufsicht von Hanna Frombach und Roland Kiss waren eine ruhige Hand und Zielgenauigkeit gefragt.

Wer sportlich tätig ist, bekommt auch mal Hunger und darauf waren die Gastgeber bestens vorbereitet. Ab 10 Uhr ging es am Grill heiß her. Mici, Steaks und Würste warteten auf ihre Abnehmer. Die Männer standen am Grill oder am Kessel und die Frauen, unterstützt von Mitgliedern der Jugendtanzgruppe, brachten alles an den Mann beziehungsweise an die Frau. Der Chefkoch war schon mit dem Vorbereiten der Gulaschkanone für den Abend beschäftigt. Als die Grillmeister ihre Grillzangen gegen das Nudelholz und das Grillgut gegen Hefeteig austauschten, bildete sich auch schon eine lange Schlange am Langoschstand. Mici und Langosch sind nämlich nach wie vor doch die begehrtesten Schmankerl nicht nur bei diesem Fest.

Währenddessen kümmerten sich viele fleißige Helferinnen zusammen mit Melanie Müller, Sandra Keller und Melanie Furak aus dem DBJTVorstand sowie dem DBJT-Vorsitzenden Harald Schlapansky um den Verkauf der Tombola-Lose und die Ausgabe der Gewinne. Die DBJT-Gruppen hatten für das Turnier viele Tombola- Artikel gesammelt. Der Erlös fließt in die DBJT-Kasse.

Am Nachmittag tobten sich sechs Mannschaften auf dem Beachvolleyballfeld aus. Unter der Leitung von Arthur Wecker fand zum ersten Mal im Rahmen des DBJT-Sportfestes ein Beachvolleyballturnier statt. Den Sieg trugen die Tip Top’s vom Platz. Nach den Gruppenspielen beim Fußball stieg die Spannung weiter und die Fans fieberten mit ihren Favoriten bei jedem weiteren Viertelfinalspiel mit. Im Halbfinale standen sich die Mannschaften „Juventus Bentschek“ und „Banater Adler“ beziehungsweise die „Nürnberger Kickers“ und die „Ditzinger Tornados“ gegenüber. Die Verlierer der Halbfinalspiele, die „Banater Adler“ und die „Nürnberger Kickers“, kämpften anschließend um den dritten Platz, den schließlich die „Banater Adler“ belegen konnten. Im spannenden Finale traten die „Ditzinger Tornados“, Titelverteidiger des letzten Jahres, gegen den Freiburger „Juventus Bentschek“ an. Mit einem knappen Torunterschied trugen die Titelverteidiger von 2016 erneut den Sieg davon und nahmen den Pokal mit nach Hause. Torschützenkönig wurde Michael Reith von der Mannschaft „Juventus Bentschek“, die zum ersten Mal am Turnier in Crailsheim teilnahm. Den Fair Play-Preis heimste die Mannschaft „Eistee Pfirsich“ ein, die immer mit Fairness und viel Spaß dabei ist.

Nach dem Turnier nahmen Melanie Furak, Harald Schlapansky und Kreisvorsitzender Erich Furak die Siegerehrung vor. Die Pokale wurden den Spielern von Marco Ehmann, deutscher Jugendnationalspieler von Borussia Dortmund, überreicht. Zur neuen Saison wechselt er zum Karlsruher SC. Wir drücken Marco für seine weitere sportliche Kariere ganz fest die Daumen und wünschen ihm viel Erfolg. Jede Mannschaft erhielt eine Urkunde, einen Pokal und ein Fünf-Liter-Fässchen Bier. Gesponsert wurden die Bierfässchen von unserem Getränkelieferanten, der Schwäbisch Haller Löwenbrauerei.

Am Abend zog ein angenehmer Duft über das Sportfeld und der Koch stand ganz stolz vor dem Gulaschkessel. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass dieser im Nu leer war. Ein weiterer Höhepunkt nahm inzwischen seinen Lauf. Im Festzelt hatte die beliebte Band „Die Primtaler“ unter der Leitung von Manfred Ehmann nämlich begonnen, zum Tanz aufzuspielen. Die Vollblutmusiker machten mächtig Stimmung und alle feierten ausgelassen mit. Bei Tanz und Gesang ließ man den gelungenen Tag fröhlich ausklingen.

Die Zeit verging wie im Flug und doch hat schließlich jeder noch so schöne Tag auch mal ein Ende. Die einen machten sich auf den Heimweg, die anderen übernachteten auf dem Gelände in Zelten oder im Vereinsheim. Am Sonntagmorgen, nach einem stärkenden Frühstück, ging es mit dem Abbau der Festzelte und den Aufräumarbeiten weiter. An dieser Stelle geht ein ganz großes Dankeschön an die Jungs von Günter und Helga Wagner, die Mannschaft „Eistee Pfirsich“ aus München für ihre große Hilfe und Unterstützung. Auch allen anderen Helferinnen und Helfern aus Crailsheim, Leimen und München, den anwesenden Vorstandsmitgliedern der DBJT sowie der Geschäftsstelle der Landsmannschaft der Banater Schwaben in München sei hiermit Dank ausgesprochen. Ebenso gebührt ein Dankeschön den Münchnern und Crailsheimern, dem Ehepaar Hinkel und Ralf Klotzbier für die gespendeten Tombola-Artikel und für die fotografische Dokumentation des Sportfestes. Melitta Furak


Unvergessliche Erlebnisse in der Heimat unserer Eltern

 Die Heimattage der Banater Deutschen 2017, geschildert aus der Sicht einer Jugendlichen

Endlich waren wir angekommen – im Banat. Viele von uns Jugendlichen hatten zwar schon aus Erzählungen der Eltern oder Großeltern davon gehört, waren aber noch nie dort gewesen. Die flache Landschaft mit den schier endlosen Feldern, den Silhouetten der Dörfer mit ihren Kirchen am Horizont wirkte so ungewöhnlich anders.

Wir, die Tanzgruppen aus Würzburg und Nürnberg, sowie die Blaskapelle aus Augsburg waren zu den Heimattagen der Banater Deutschen in Temeswar eingeladen worden. Hier sollten wir uns mit den Volkstanzgruppen aus dem Banat treffen, um gemeinsam zu tanzen. Manchmal gab es kleine Verständigungsschwierigkeiten, da nicht alle Tänzer die deutsche Sprache beherrschten, doch im Großen und Ganzen sind wir gut miteinander zurechtgekommen. Wir haben mehr über die anderen erfahren und sie dadurch besser kennengelernt. Sogar manche Freundschaften konnten so entstehen.

Nach unserer Ankunft hatten wir ein bisschen Freizeit und konnten Temeswar erkunden oder es uns im Hotel gemütlich machen. Am Abend trafen wir uns dann mit den anderen Tanzgruppen im Festsaal des Adam- Müller-Guttenbrunn-Hauses. Hier wurde noch einmal geprobt, damit auch alles klappt. Am nächsten Tag mussten alle früh aufstehen, um pünktlich in Lenauheim zu sein. Dort fand die Jubiläumsfeier zum 250. Jahrestag der Ortsgründung statt. Der Kirchweihzug durch das Dorf zum Lenau- und Heimatmuseum, wo die Eröffnung der Festlichkeiten stattfand, wurde von vielen Leuten mit Interesse verfolgt. Der Gottesdienst in der Kirche wurde mit einer Prozession zum Friedhof zum Gedenken an alle, die beim Aufbau dieser Gemeinde beteiligt waren, abgerundet. Anschließend wurden am Denkmal des großen Banater Dichters Nikolaus Lenau Grußworte des Bürgermeisters von Lenauheim, des HOGVorsitzenden sowie der Ehrengäste überbracht. Später wurde ein Gedenkstein enthüllt, der an die Menschen, die zum Aufbau dieses Ortes beigetragen haben, erinnern soll.

Alle dort Anwesenden machten sich sodann auf den Weg zum Kulturheim, wo die Tanzgruppen aus Nürnberg und Würzburg auftraten. Unsere Kleinsten konnten es kaum erwarten, ihr Können zu zeigen. Die Zuschauer waren begeistert. Jetzt hatten sich alle Trachtenträger eine Pause verdient, bevor das Nachmittagsprogramm startete. Auf der Tanzfläche vor dem Kulturhaus wurden am Nachmittag unter Mitwirkung der Augsburger Blaskapelle verschiedene Tänze aufgeführt. Für uns war es sehr interessant, die traditionellen rumänischen Trachten und die uns fremden Tänze zu sehen. Wir durften am Ende auch mittanzen und stellten uns dabei gar nicht so schlecht an. Später war Tanz für alle und gemütliches Beisammensein angesagt. Am späten Abend ging es dann mit unserem Bus zurück nach Temeswar.

Am nächsten Morgen konnten wir ausschlafen und gemütlich frühstücken. Danach durften wir in der Nationaloper beim feierlichen Festakt zur Eröffnung der Heimattage dabei sein. Das Gebäude war uns von außen schon immer aufgefallen. An diesem Tag hatten wir die einmalige Gelegenheit, die Oper von innen zu bestaunen. Als wir am Nachmittag in unseren schmucken Trachten durch das Zentrum in Richtung Capitol-Saal marschierten, zogen wir die Aufmerksamkeit vieler Besucher auf uns. Dort trafen wir auf viele Trachtengruppen aus dem Banat. Das umfangreiche Programm zeigte die Vielfältigkeit der Trachten und Tänze der Banater Schwaben. Für unsere Darbietungen ernteten wir viel Applaus. Am Abend freuten sich schon alle auf den Ball im Festsaal des AMGHauses. Hier konnte man sich besser kennen lernen und gemeinsam tanzen. Im Hof des AMG-Hauses versammelten sich am Sonntag alle Trachtenträger. Für die alten Menschen dort war es ein besonderes Erlebnis, das alles aus nächster Nähe zu erleben und auch die Trachten zu begutachten.

Der Trachtenzug marschierte in Richtung Hoher Dom zu Temeswar. Zwei Blaskapellen begleiteten uns. Es war beeindruckend, so viele Trachtenpaare durch die Stadt marschieren zu sehen. Am Dom warteten weitere Trachtengruppen auf uns. Die heilige Messe in diesem besonderen Gotteshaus wurde von wunderbarer Musik begleitet. Nach dem Gottesdienst marschierten alle Trachtenträger über den Domplatz in Richtung Freiheitsplatz und Opernplatz. Der Zug war schier endlos und von allen Seiten wurde geklatscht, gefilmt und fotografiert. Besonders aufmerksam fand ich es, dass uns fremde Menschen Flaschen mit Wasser reichten, damit wir bei den hohen Temperaturen unseren Durst löschen konnten. Auf dem Opernplatz tanzten wir dann miteinander die Gemeinschaftstänze, wobei sich auch die Paare der Tanzgruppen aus dem Banat und aus Deutschland mischten. Es war ein besonderes Erlebnis – sowohl für uns, als auch für die Zuschauer – und ein unvergesslicher Ausklang unseres Besuches in der Heimat unserer Eltern und Großeltern.

Agnes Müller (13 Jahre alt)


Lasst die Bälle rollen!

DBJT-Sportfest in Crailsheim

Unter dem Motto „Dabei sein ist alles“ findet am 24. Juni in Crailsheim wieder das jährliche Sportfest der DBJT in den Sportarten Fußball und Kegeln statt. Die Anmeldefrist für Mannschaften ist beim Erscheinen dieser Ankündigung zwar schon verstrichen, jedoch können sich Einzelpersonen noch anmelden.

Nach Möglichkeit und Bedarf werden diese anderen Mannschaften zugeteilt oder aber es wird eine eigene Mannschaft aus Einzelpersonen zusammengestellt. Für die Kleinen gibt es Kinderschminken und es steht ein Maltisch bereit. Nebenher können Zuschauer wie Teilnehmer in den Pausen Beach- Volleyball oder Tischtennis spielen. Außerdem wird es eine Tombola geben, deren Erlös der DBJT (Deutsche Banater Jugend- und Trachtengruppen) zugutekommt.

Für kulinarische Köstlichkeiten und ausreichend Getränke sorgt die Tanzgruppe der Banater Schwaben aus Crailsheim. An das Turnier schließt sich wie gewohnt eine Sportlerparty mit der Band „Die Primtaler“ an, zu der jeder willkommen ist. Es sind alle herzlich eingeladen, ob jung oder jung geblieben, ob Besucher oder Teilnehmer. Kommt vorbei und macht mit uns das Sportfest wieder zu einem unvergesslichen Ereignis! Seid Ihr sportbegeistert und wollt weitere Informationen zu dem Hobbyturnier erhalten? Dann meldet Euch bei Melitta und Erich Furak unter Tel. 07951 / 43105 oder E-Mail biamelmar@t-online.de.


Eine Zusammenarbeit, die gegenseitig befruchtet

Grußwort des DJO-Landesvorsitzenden Hartmut Liebscher

Es freut mich sehr, dass ich Euch zum 30-jährigen Jubiläum der DBJT die herzlichsten Grüße der DJO – Deutsche Jugend in Europa, auch im Namen unseres Bundesverbandes, überbringen darf. Unsere Bundesvorsitzende Hetav Tek hat mir aufgetragen, Euch herzlich zu grüßen.

Die DJO, der Ihr seit jeher agehört, freut sich, eine so aktive Gliederung in ihren Reihen zu haben. Wir verstehen uns als Interessenvertretung aller landsmannschaftlichen Jugendorganisationen innerhalb der Landesjugendringe und des Bundesjugendrings, welche wiederum den Zusammenschluss aller maßgeblichen Jugendverbände auf Landesund Bundesebene darstellen. Dadurch öffnen wir für Euch immer wieder Türen zur Politik, zu Ministerien und zu überregionalen Trägern und Veranstaltungen. Staatliche Zuwendungen für Eure Aktivitäten sind eines der Ergebnisse dieser Interessenvertretung durch die DJO.

Darüber hinaus seid Ihr seit Jahrzehnten nicht mehr wegzudenkende Teilnehmer vieler Landes- und Bundesaktivitäten auch unseres Verbandes. Es ist ein lebendiges Geben und Nehmen zwischen der DJO und den Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppen, und dies seit mindestens 30 Jahren, eigentlich sogar schon einiges länger. Ein Beispiel dafür ist die erst im letzten Jahr durchgeführte Jugendleiterschulung, die die DJO organisiert und mit Euch gemeinsam realisiert hat. Einige der Teilnehmer habe ich hier tanzen gesehen, und das freut mich natürlich besonders. Es ist unheimlich wichtig, dass wir solche Schulungen anbieten, dass wir so etwas gemeinsam durchführen, um Euch dadurch entsprechende Grundlagen der Gruppenarbeit zu vermitteln.

Persönlich und als DJO-Landesvorsitzender von Baden-Württemberg freut mich natürlich besonders, so viele aktive Banater Gruppen im eigenen Landesverband und mit Renate Krispin eine erst vor kurzem für die Heimatpflege ausgezeichnete Gruppenleiterin zu haben. Die DJO ist sicher nicht ganz unschuldig an dieser Ehrung. Und damit dieser Kontakt und die Zusammenarbeit auch in Zukunft so reibungslos und fruchtbar weitergeht, bin ich selbstverständlich nicht mit leeren Händen zu dieser Jubiläumsfeier gekommen. Wir möchten Euch zu uns, in die DJO-Bildungsstätte nach Bad Herrenalb einladen und 20 Gruppenleitern oder Führungskräften eine kostenfreie Übernachtung in unserem Haus ermöglichen. Das habt Ihr Euch redlich verdient. Und vielleicht entsteht ja dabei die eine oder andere Idee, die wir in den nächsten Jahren gemeinsam verwirklichen können. Ich wünsche Eurer Veranstaltung heute Abend einen guten Verlauf und auch weiterhin für die Zukunft alles Gute. Und ich freue mich, hoffentlich noch oft zu Euch kommen zu dürfen.


Die DBJT von heute ist die Landsmannschaft von morgen

Grundsatzrede des Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber

Herzlichen Dank für die Einladung, heute zu diesem Jubiläum eine Grundsatzrede zur DBJT zu halten. Es ist keine leichte Aufgabe: 30 Jahre DBJT, das verleitet zum Rückblick, schließlich sind mir die Anfänge aus persönlichem Erleben bekannt, aber nach 30 Jahren kann und soll auch in die Zukunft geschaut werden, von Ihnen und von mir.

Und das mit dem Grundsätzlichen, gerade in der landsmannschaftlichen Arbeit, ist auch nicht so einfach, denn die politische Entwicklung der letzten 30 Jahre hat so manche Grundsätze von einst ins Gegenteil verkehrt und DBJT sowie Landsmannschaft stehen trotzdem motiviert und stark da. Die Quadratur des Kreises also? Banater Schwaben leben seit mehr als 70 Jahren in größerer Zahl in Deutschland, organisiert sind sie hier seit 67 Jahren. Das sind drei Generationen, drei Jugendgenerationen. Die Jugendlichen der 1945er und 1950er Jahre hatten sich auch gesucht, untereinander ausgetauscht, unser Brauchtum gepflegt, Fragen unserer Geschichte diskutiert. Einige von ihnen sind heute noch Mitglied unserer Landsmannschaft.

Wir heißen Banater Schwaben, unsere Gruppen – manchmal nur mit der Bezeichnung „Banater“, ohne Hinweis auf unsere Banater schwäbische Wurzel – könnten heute allein nach regionaler Zuordnung, wenn sie im Ausland oder in anderen Regionen Deutschlands auftreten, genau so gut als Wendlinger, Ulmer, Spaichinger, Münchner oder Nürnberger auftreten. Das Besondere an uns ist aber nun mal unser Brauchtum, unsere Kultur mit all ihren Facetten, diese besondere Geschichte, die in einem bestimmten Teil Europas in einem umrissenen Zeitrahmen unter besonderen Bedingungen entstanden ist, und die es lohnt immer wieder neu entdeckt zu werden, die Thema intensiver Beschäftigung sein kann.

Wir haben das interessante Phänomen heute, dass in Teilen des Banats, vor allem um die deutschsprachigen Schulen, aber nicht nur dort, unser Brauchtum für rumänische Jugendliche interessant ist, diese es fortführen. Sie, hier in Wendlingen, waren im vergangenen Jahr Gastgeber einer solchen Gruppe und konnten sich davon überzeugen, dass dies mit Ernst und Hingabe gemacht wird, dass sich über dieses Brauchtum nun in Deutschland geborene Jugendliche, ob mit Banater schwäbischen Wurzeln oder ohne solche, mit in Rumänien lebenden Jugendlichen treffen und sich verständigen können. Wir sind ja heute alle stets darum bemüht, hierfür die passende Bezeichnung zu finden, sagen, dass es europäisch ist oder dass es in die Donaustrategie passt. Ich sage nur: Gemeinsame Interessen verbinden, es gilt diese zu finden, vorzubringen und sich dafür einzusetzen.

Fast alle in der DBJT aktiven Jugendlichen, deren Eltern aus dem Banat stammen, sind schon in Deutschland geboren. Dass sie sich für die Banater schwäbische Gemeinschaft, für Brauchtum und Mundart interessieren, ist meistens auf das Engagement der Eltern zurückzuführen, die oft selbst in Gruppen aktiv waren und zum Teil noch sind. Das zeigt uns, wie wichtig es ist, dass dieses Wirken innerhalb von festen Strukturen stattfindet, dass Jugendliche zu Jugendleitern ausgebildet werden, dass ihnen Verantwortung übertragen und überlassen wird. Das gilt aber nicht nur für die DBJT, sondern für alle Jugendverbände und selbstverständlich auch für unsere Landsmannschaft. Wo unsere Gruppen aktiv sind, werden sie im Idealfall attraktiv für Klassenkollegen, Freunde aus der Nachbarschaft, Gleichgesinnte. Hier in Wendlingen ist das der Fall, aber auch in anderen Städten. Wir begrüßen das als Landsmannschaft sehr und freuen uns über jede und jeden, der Interesse für unsere Gemeinschaft mit all ihren Ausprägungen aufbringt.

Unsere Gruppen bringen sich im öffentlichen Leben ein, sie bereichern das gesellschaftliche Leben, sie geben Auskunft über uns und unsere Geschichte, sie tragen das Erbe in sich, weil sie eben wesentliche Teile davon angenommen haben und immer wieder zeigen. Das Wirken als Banater Schwaben bedarf aber auch immer wieder der Rückbesinnung auf die Heimatregion der Vorgängergenerationen. Es gibt diese Orte, gut 1000 Kilometer von hier entfernt, die Auskunft darüber geben: in kleinen Museen und Heimatstuben wie in Billed, Guttenbrunn, Hatzfeld und Lenauheim, in Orten, wo heute regelmäßig die traditionellen Banater schwäbischen Feste gefeiert werden, wie in Busiasch, Detta, Neuarad und Sanktanna. Und es bestehen die großen identitäts- und sinnstiftenden Stätten, die für unsere Gruppe von Bedeutung waren, wie Maria Radna und der Dom zu Temeswar. Temeswar, Patenstadt der Stadt Karlsruhe, ehemalige Hauptstadt des Banats, ist 2021 Kulturhauptstadt Europas – ein Ansporn mehr, in die Region zu schauen, sie neu zu entdecken.

Das Motto unseres Heimattages 2016 lautete „300 Jahre Banater Schwaben – Wir schreiben unsere Geschichte fort“. Banater Schwaben haben mittlerweile auch eine Geschichte in Deutschland, eine Geschichte, die mittlerweile auch hier in Gedenksteinen und Stätten in bestimmten Orten materialisiert worden ist: das Heimathaus in Würzburg, die Gedenksteine in Herrischried oder Landshut, das Donauschwäbische Zentralmuseum Ulm, das Haus der Donauschwaben in Sindelfingen, das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskinde Tübingen – hier haben wir ein Pendant für unser Wirken, hier ist es Thema wissenschaftlicher Beschäftigung, musealer Präsentation geworden. Aber für Sie als DBJT und uns als Landsmannschaft ist es wichtig, dass dieses Fortschreiben nicht nur in den Museen und Instituten stattfindet, sondern in jeder Gruppe, in jedem Kreisverband und in jeder HOG, in den Landesverbänden und in unserem Bundesverband.

Meine Damen und Herren, liebe Freunde, ich erinnere mich gerne an Ihre Hauptversammlung 2009 in Ulm, zu der sie mich eingeladen hatten. „Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, dass unser Brauchtum erhalten bleibt“, „wir wollen etwas dafür tun, dass unsere Mundart nicht verloren geht“, „wir schätzen unsere Gemeinschaft und möchten nicht, dass sie verloren geht“, waren einige Aussagen, die ich am 31. Januar im Kultur- und Dokumentationszentrum der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Ulm hören konnte. Diese Sätze wurden nicht von altgedienten Verbandsvertretern ausgesprochen, sie sind nicht bei einem Kaffeenachmittag betagter Banater Schwaben gefallen. Nein, es waren junge Leute aus unserer Gemeinschaft, mitten im Berufs- und Familienleben stehend, alle gut integriert, die diese Anliegen so zur Sprache brachten. Da war der Beamte und die Lehrerin, die Erzieherin und der Facharbeiter, die Mutter dreier Kinder vom Land oder der Familienvater aus der Stadt. Ohne entsprechende Regie waren auch die jeweiligen Banater Heimatregionen angemessen vertreten: die Heide und die Hecke, die Temeswarer und die Arader Region, das Banater Bergland. Sie wollten einen eigenen Beitrag zur Erfüllung der eingangs erwähnten Anliegen leisten. Die Herkunft ist Teil der Identität, sie bekennen sich zu ihr und sie möchten, dass dieser Teil ihrer Identität erhalten bleibt, weil er ihnen wertvoll ist.

Nun ist das nicht unbedingt eine neue Entwicklung. Jugend- und Kinderarbeit innerhalb unserer Gemeinschaft in Deutschland hat es immer wieder gegeben, und nichts war beständiger in all den Jahren als das Auf und Ab in dieser Arbeit. Was aber an diesem letzten Tag im Januar auffiel, das war das Selbstbewusstsein, mit der sich diese junge Generation ihrer Geschichte, ihrer Herkunft und ihrer Gemeinschaft öffnet. Sie ist immer weniger durch Geburt, durch Prägung in Kindheit und Jugendzeit Teil dieser Gemeinschaft, aber immer mehr aufgrund einer bewussten Entscheidung. Sie weiß, dass sie durch ihr Tun oder Unterlassen darüber entscheidet, was fortgeführt wird, sie weiß, dass sie sich dafür anstrengen, dass sie dafür Zeit und Geld investieren muss und macht es trotzdem.

Meine Damen und Herren, als ich vor 30 Jahren in der Landsmannschaft aktiv geworden bin, hat mich manch einer mitleidsvoll angeschaut: Such Dir was Besseres, in zehn Jahren ist alles vorbei, bekam ich zu hören. Aber dem ist nicht so, nichts ist vorbei, es wird anders, aber es setzt sich fort. Wir brauchen heute mehr denn je, auch aufgrund der großen, globalen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen und Veränderungen, wieder feste Strukturen innerhalb unserer Gesellschaft, wir brauchen ein Bekenntnis zu unseren Werten, wir brauchen junge Leute mit einer gefestigten Identität, mit Verantwortungsbewusstsein, mit viel Mut und Zuversicht.

Und ja, das können sie und wir alle in dieser Gemeinschaft finden. Ich hatte nach der Hauptversammlung 2009 von einer neuen Banater schwäbischen Welle geschrieben, die sich dort in Ulm aufgebaut hat. Sie ist größer geworden und sie bewegt sich in einem guten Wind. Sie trägt diese DBJT gut in die nächsten 30 Jahre und dann natürlich in unsere Landsmannschaft. Und ich sage heute schon: Glücklich kann sich eine Landsmannschaft schätzen, die einen solchen Jugendverband hat. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und machen Sie weiter so!


Gemeinschaft leben und erleben

Ansprache des DBJT-Vorsitzenden Harald Schlapansky

Im Namen des Verbandes der DBJT möchte ich Sie alle herzlich zu unserer Jubiläumsfeier „30 Jahre DBJ/ DBJT“ und zu unserem Jugendball begrüßen. Bei unserem heutigen Gastgeber, dem Kreisverband Esslingen der Landsmannschaft der Banater Schwaben und der dazugehörigen Tanzgruppe, möchte ich mich herzlich für die Organisation, für die vielen investierten Arbeitsstunden im Vorfeld, jetzt und bestimmt auch im Nachgang bedanken.

Lieber Herbert Volk, ein spezieller Dank geht an Dich und an Deinen Vorstand, denn durch Eure Entscheidung, dieses Fest maßgebend organisieren zu wollen, kam erst alles ins Rollen und zustande. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben fördert und fordert ihren Jugendverband, wie auch heute. Für all dies und vieles mehr geht ein herzliches Dankeschön seitens der DBJT und deren Vorstand an den Bundesvorstand und speziell an unseren Bundesvorsitzenden Peter- Dietmar Leber. Im gleichen Zuge möchte ich mich für die Unterstützung unserer Jugendarbeit bei der Redaktion der „Banater Post“, bei den Landesverbänden Baden-Württemberg und Bayern unserer Landsmannschaft, bei der DJO – Deutsche Jugend in Europa, beim Bund der Vertriebenen mit seinen Gliederungen, bei der Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm und beim Hilfswerk der Banater Schwaben ganz herzlich bedanken.

Die DBJT von heute versucht, die Werte, das Gemeinschaftsgefühl und auch die Lebensfreude der Banater Schwaben, gebündelt mit deren Brauchtum und Traditionen, an die nächsten Generationen weiterzugeben, jedoch ohne dabei den Zeitgeist aus den Augen zu verlieren. Ich denke, dies ist uns gelungen und daran können wir auch in Zukunft anknüpfen. Jugendliche der DBJT posten in sozialen Netzwerken: „Ich bin stolz, Banater Schwaben zu sein“, sie legen die Tracht ihrer Großeltern an und sie tanzen von Herzen gerne Polka. Das tun sie, weil sie sich in der Gemeinschaft – in den Tanzgruppen, in der Band, in den Kreisverbänden oder Heimatortsgemeinschaften – wohl fühlen, weil ihre Meinung akzeptiert wird und, ganz wichtig, weil sie in die Arbeit eingebunden werden und ihnen Verantwortung übertragen wird. Viele Jugendliche Nicht-Banater Abstammung gibt es bereits in fast allen Tanzgruppen. Auch das spricht für uns und unsere Arbeit innerhalb der DBJT.

Die Projekte der DBJT in diesem Jahr sind vielseitig. Durch den Jugendaustausch unserer Gruppen bei den Heimattagen der Banater Deutschen in Temeswar und bei der DBJTFahrradtour durch das Banat wollen wir unserer Rolle als Brückenbauer gerecht werden, um die Freundschaften und die Zusammenarbeit mit dem Banat aufrechtzuerhalten. Mit dem DBJT-Sportfest in Crailsheim, dem Zeltlager in Frankenthal und den Brauchtumsseminaren in Bad Wurzach für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene stärken wir unsere Gemeinschaft und unser Identitätsbewusstsein. Für die Zukunft gilt es, die nächste Generation Jugendlicher und auch die Kinder anzusprechen, um sie für unseren Verband mit allen Angeboten, die wir bieten können, zu motivieren und zu gewinnen. Hier sind vor allem die heutigen jugendlichen Mitglieder der DBJT gefragt, diese Kontakte aktiv zu pflegen. Der DBJT gratuliere ich von Herzen zu diesem 30-jährigen Jubiläum. Für die Zukunft wünsche ich alles Gute und viel Erfolg.


Intensives Verhältnis zu Brauchtum und Traditionen

Grußwort des Bürgermeisters der Stadt Wendlingen am Neckar, Steffen Weigel

Ich begrüße Sie alle ganz herzlich hier, im Treffpunkt Stadtmitte, zu den Feierlichkeiten „30 Jahre DBJT“. Die Stadt Wendlingen am Neckar ist stolz, nicht nur Austragungsort dieses Jubiläums zu sein, sondern sie ist auch stolz auf Ihre Tanzgruppe im Kreisverband Esslingen, die unter der Leitung von Renate Krispin, zumindest gefühlt, eine Wendlinger Gruppierung ist.

Wendlingen am Neckar als eine Stadt, die von den Folgen des Zweiten Weltkriegs unmittelbar betroffen war, hat viele deutsche Heimatvertriebene und Flüchtlinge, später auch Aussiedler aufgenommen und ist Patenstadt der Egerländer in Baden-Württemberg. Es waren zunächst große Herausforderungen hinsichtlich der Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge zu meistern. Wir haben aber dann in der Folge auch erleben dürfen, welch große Bereicherung diese Menschen für unser Gemeinwesen waren und bis heute sind. Sie haben sich sehr positiv und intensiv in den Aufbau und in der Weiterentwicklung unserer Stadt eingebracht.

Sie alle, egal aus welchen Nationalstaaten und unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen auch immer sie ihren Weg nach Deutschland angetreten haben, haben eine Heimat verlassen, die sie zum Teil seit Jahrhunderten bevölkert hatten. Sie haben ihr Brauchtum und ihre Traditionen mit hierher gebracht und damit – wie die Banater Schwaben – auch ein Stück deutscher Kultur wieder in die Regionen zurückgebracht, aus denen sie im 18. Jahrhundert ins Banat ausgewandert waren. Menschen, die gezwungen sind, fern ihrer angestammten Heimat zu leben, haben ein besonders intensives Verhältnis zu Brauchtum und Traditionen.

Weil sie uns deren Bedeutung für die Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls vor Augen führen, stellen sie eine große Bereicherung für unsere Stadt dar. Wir erleben das jedes Mal hautnah bei den Auftritten der Trachtengruppe der Banater Schwaben in Wendlingen. Nicht wenige stehen mit einer gewissen Wehmut am Rande und wünschten sich insgeheim, dass wir uns alle wieder mehr diesen Traditionen zugehörig fühlen und mit Leben füllen. Ich danke Ihnen allen sehr herzlich für diese große kulturelle Bereicherung, die Sie, auch in der DBJT, nun schon seit über dreißig Jahren darstellen.

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auf drei wichtige Aspekte hinweisen: Zum einen ist es die Begeisterung für den Tanz, die gerade an die Kinder und Jugendlichen vermittelt wird und die dafür sorgt, dass Tradition und Brauchtum in der nächsten Generation weiterleben werden. Zum anderen ist es die Verknüpfung und Vernetzung von Traditionsgruppen weit über Deutschland hinaus, weil dies die freundschaftlichen Verbindungen in Europa stärkt und weil wir dies in der heutigen Zeit in Europa ganz besonders brauchen. Ich bitte Sie deshalb inständig, gerade diese Bemühungen auf europäischer Ebene aufrechtzuerhalten und insbesondere Ihre guten Kontakte ins Banat weiter zu stärken. Dies ist mir auch als Mitglied des Kreisvorstandes der Europa-Union und als Mitglied des Stiftungsrates der Donauschwäbischen Kulturstiftung ein großes Anliegen. Und drittens möchte ich die große Integrationsleistung erwähnen, auch in Bezug auf Menschen aus anderen Kulturkreisen, die Sie in Ihre Tanzgruppen ganz selbstverständlich mit aufnehmen und ihnen damit die Möglichkeit geben, sich in die Traditionen unserer Heimat einzufinden.

Das heißt im Übrigen nicht, dass die eigene Identität, die eigene Kultur aufgegeben werden muss. Im Gegenteil, nur wer sich seiner eigenen Geschichte, seiner Traditionen und seines Brauchtums bewusst ist, kann offen sein und Neugierde empfinden für die Traditionen und das Brauchtum anderer und diese als gleichberechtigt annehmen. Dafür danke ich Ihnen. Den Banater Jugend- und Trachtengruppen gratuliere ich sehr herzlich im Namen der Stadt Wendlingen am Neckar zu ihrem 30-jährigen Bestehen. Ich lade Sie ein, unsere Stadt jederzeit wieder zu besuchen.


„Ich bin ein Kind der DBJT“

 Eröffnungsansprache von Lukas Krispin, Mitglied des Bundesvorstands der DBJT

Guten Abend, liebe Gäste und liebe Freunde. Herzlich willkommen zum Festakt „30 Jahre DBJT“ und zum Jugendball 2017 in Wendlingen am Neckar. Mir wurde heute die Ehre zuteil, diese Veranstaltung zu eröffnen. Mein Name ist Lukas Krispin und ich bin ein Kind der DBJT, wie es viele hier sind.

Ich könnte Sie jetzt mit Fakten zur Geschichte der DBJT überhäufen, diese können Sie aber in Ruhe in der für heute extra aufgelegten Festschrift zum Jubiläum nachlesen. Deswegen erzähle ich ein bisschen über meine Geschichte. Meine Eltern waren schon vor meiner Geburt in der DBJ aktiv und sind es noch immer. Ich bin also in den Verein hineingewachsen und mit ihm großgeworden. Doch was bedeutet das?

Naja, zuerst wird man einfach zu den Veranstaltungen auf dem Arm mitgeschleppt, dann lernt man laufen und irgendwann tanzen. Ich bin mir da aber nicht sicher, was ich zuerst konnte: laufen oder tanzen. Irgendwann löst man sich dann von den Eltern und findet Freunde aus anderen Tanzgruppen in anderen Städten, Gleichgesinnte, die einem bis auf den heutigen Tag erhalten bleiben. Dieser Kreis erweitert sich über die Jahre, bis man sich in einer riesigen Familie wiederfindet.

Meine Geschichte geht aber noch weiter. Sei es durch meine Eltern, sei es durch die Mitgliedschaft in anderen Vereinen oder aber auch durch die interne Förderung, entwickelte ich das Bedürfnis mehr zu machen, als nur die Veranstaltungen zu besuchen. Das, was der Verein bisher für mich getan hat, wollte ich weiterführen und an die Jüngeren oder Gleichaltrigen weitergeben. Es galt, Strukturen an die Zeit anzupassen. Denn ein Verein soll nicht ein Ort sein, wo man nur hingeht, weil die Eltern das von einem erwarten. Im jugendlichen Alter soll man für sich selbst entscheiden, dass man es gerne macht. Klingt einfach, ist es aber für einen Jugendlichen nicht. Vor allem, wenn man sich zu einem Brauchtums- und Trachtenverein bekennt – ich weiß, wovon ich spreche. Dazu gehört viel Selbstbewusstsein, viel Selbstreflexion, aber auch das Gespräch mit anderen.

Fakt ist: Wenn man diesen Prozess erfolgreich abschließt, schafft man es, Jugendlichen den Wert von Gemeinschaft und die Leitkultur des Vereins zu vermitteln, und es kann mir dann keiner sagen, dass diese Jugendlichen dann eine App dem Verein vorziehen – Smartphone hin oder her. Gegen diese Versuchungen zu bestehen, ist aber auch mit riesig viel Arbeit verbunden. Und diese konstante Arbeit im und für den Verein – DBJ früher und DBJT heute –, trotz vielfältiger Herausforderungen, lässt uns nun auf eine dreißigjährige Geschichte zurückblicken. Neben der körperlichen Arbeit gehört natürlich dazu, dass Menschen sich zusammensetzen, Veranstaltungen diskutieren und reflektieren, mit Mitgliedern kommunizieren und sich auch mit anderen Vereinen vernetzen. Nur so erkennt man, in welche Richtung sich der Verein und die Mitglieder entwickeln.

Damit wir weitere 30 Jahre existieren, muss also umso mehr investiert werden. Die Zeit wird schnelllebiger, Ablenkungen werden größer. Verweigert man sich, den Zeiten anzupassen, bleibt man auf der Strecke. Dies soll aber auf keinen Fall heißen, dass wir vergessen, wer wir sind und jedem Hype hinterherrennen. Wir müssen stets unseren Weg einschlagen und dazu stehen. Diesen Mittelweg zu finden ist die Gratwanderung, mit der wir uns in Zukunft zu beschäftigen haben.

Somit ist diese Veranstaltung nicht nur dazu da, die vergangen 30 Jahre und die Gemeinschaft zu zelebrieren, sie soll auch Anlass sein, sich über Verbandsgrenzen hinweg darüber auszutauschen, was anzupacken ist oder verbessert werden soll. Das aber nur als kleine Hausaufgabe nebenbei. Auf meiner To-do-Liste steht dann noch für den heutigen Abend ab 20 Uhr: gemeinsam die Halle zum Brodeln bringen und zeigen, dass wir krass feiern können.

Lukas Krispin


Wirken in der Gegenwart stellt Weichen für die Zukunft

Bewegender Festakt zum 30-jährigen Bestehen der DBJT im Treffpunkt Stadtmitte in Wendlingen

Großer Bahnhof für die DBJT (Deutsche Banater Jugend- und Trachtengruppen). Im Treffpunkt Stadtmitte in Wendlingen am Neckar feierte die Jugendorganisation unserer Landsmannschaft am 6. Mai ihr 30-jähriges Bestehen. Um es vorwegzunehmen: Es war eine rundum gelungene Feier in einem würdigen Rahmen, minutiös vorbereitet und reibungslos durchgeführt, mit klugen Ansprachen, beeindruckenden Tanzeinlagen und einigen Überraschungsmomenten, mit großem Publikum und zahlreichen Ehrengästen.

Der Erfolg dieser Veranstaltung ist vornehmlich den Organisatoren vor Ort zu verdanken: dem Vorstand des Kreisverbandes Esslingen unter der Leitung von Herbert Volk, der Trachtengruppe Esslingen/ Wendlingen mit ihrer beherzten Leiterin Renate Krispin, dem Helferteam, das für die Bewirtung der Gäste bestens und zu aller Zufriedenheit gesorgt hat. Und nicht zuletzt haben auch die aus ganz Süddeutschland angereisten Mitwirkenden dem Festakt mit ihren prächtigen Trachten eine besondere Note verliehen.

Unter dem Titel „Mit Pop und Polka in die Zukunft“ waren in der letzten Ausgabe der „Banater Post“ einige Gedanken zu dem Festakt von Dr. Swantje Volkmann zu lesen. Da in dieser und in der nächsten Ausgabe die Grußworte und Festreden in leicht gekürzter Form veröffentlicht werden, sollen im Folgenden nur einige Informationen zum Programmablauf nachgetragen werden. Nach einem musikalischen Auftakt mit den „Weinbergmusikanten“ unter der Leitung von Hans Wetzler wurden die Gäste von Lukas Krispin, Vorstandsmitglied der DBJT und Jugendgruppenleiter der Trachtengruppe Esslingen/Wendlingen begrüßt. Seine mit Charme und jugendlichem Enthusiasmus vorgetragene Rede war weit mehr als eine formale Begrüßungsansprache, zumal sie nicht nur die eigene Biografie, das Großwerden in der DBJT in den Mittelpunkt rückte, sondern auch Vorstellungen über die Gestaltung der Jugendarbeit heute und in Zukunft entwickelte.

Auf die Banater Hymne folgte die Begrüßung durch den Kreisvorsitzenden Herbert Volk, der eine ganze Reihe von Ehrengästen willkommen heißen durfte: Steffen Weigel, Bürgermeister der Stadt Wendlingen, Hartmuth Liebscher, Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg der DJO – Deutsche Jugend in Europa und stellvertretender BdVLandesvorsitzender, Dr. Swantje Volkmann, Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, Bernhard Krastl, Ehrenbundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, Christine Neu und Werner Gilde seitens des Bundesvorstands der Landsmannschaft, Harald Schlapansky, Bundesvorsitzender der DBJT, Peter Krier, Ehrenvorsitzender des Landesverbandes Bayern, Richard Jäger, stellvertretender Landesvorsitzender von Baden-Württemberg, Dr. Reinhold Appel, Ehrenvorsitzender des Kreisverbandes Esslingen.

Begrüßt wurden auch die Vertreter der Stadtverwaltung, der örtlichen Vereine, der befreundeten Landsmannschaften, die Vorstandsmitglieder der DBJT, die ehemaligen DBJ-Vorsitzenden Wilmuth Müller, Stefan Ruttner und Sven Konschitzky, die Vertreter der Trachtengruppen mit ihren Leiterinnen und Leitern sowie alle Mitwirkenden am Festprogramm. Anschließend überbrachte Bürgermeister Steffen Weigel die Grüße der Stadt Wendlingen.

Zu den Klängen der Blaskapelle und unter tosendem Applaus des Publikums erfolgte der Einmarsch der Trachtenträger. Jede Trachtengruppe war gebeten worden, zwei Trachtenpaare zum DBJT-Festakt zu entsenden. Dieser Bitte sind auch fast alle Gruppen gefolgt, sodass die mitwirkenden Trachtenträger nicht nur ein eindrucksvolles Bild von der Vielfalt und Schönheit der banatschwäbischen Trachten boten, sondern auch ein Symbol für die Freundschaft und Kameradschaft innerhalb der DBJT darstellten. Zwischen den einzelnen Redebeiträgen führten sie die DBJT-Gemeinschaftstänze vor. Die schwungvollen Darbietungen wurden vom rhythmischen Klatschen des Publikums begleitet und immer wieder mit begeistertem Beifall belohnt.

Nach der Ansprache des DBJT-Vorsitzenden Harald Schlapansky blickte Peter Krier, einer der Gründer des Banater Jugendverbandes, auf die Anfänge zurück, skizzierte aber auch gleichzeitig seine Vision von der Zukunft der DBJT. Hartmuth Liebscher überbrachte sodann die Grüße der DJO. Als Geburtstagsgeschenk überreichte er einen Gutschein, womit zwanzig Führungskräften und Gruppenleitern eine kostenfreie Übernachtung in der DJO-Bildungsstätte in Bad Herrenalb ermöglicht wird.

Auf ausdrücklichen Wunsch der Veranstalter hielt Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber eine Grundsatzrede, die er unter das Motto stellte „DBJT von heute – Landsmannschaft von morgen“. Das DJO-Angebot aufgreifend, verkündete Leber am Ende ganz spontan, dass die Landsmannschaft eine weitere Übernachtung finanzieren werde, sodass die zwanzig Jugendlichen ein ganzes Wochenende in Bad Herrenalb verbringen können. Nun folgte, was nicht im Programm stand. Die erste Überraschung war die Ehrung von Renate Krispin mit der Goldmedaille der DBJT. Der Bundesvorsitzende Harald Schlapansky überreichte ihr die Ehrenurkunde als Dank für ihr langjähriges Engagement als Leiterin der Trachtengruppe des Kreisverbandes Esslingen und für die intensive Unterstützung der DBJT-Verbandsarbeit. Grundsätzlich sei jeder Leiter so gut wie sein Team, sagte Krispin sichtlich gerührt. Sie dankte allen, die den Verein unterstützen, vornehmlich ihrer Familie, und erinnerte daran, dass die Esslinger Trachtengruppe im nächsten Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiern werde. „Es waren noch nie so viele Mitglieder in der Trachtengruppe wie heute. Das zeigt, dass es nicht zu Ende geht“, so Krispin.

Mit einer zweiten Überraschung warteten die Veranstalter auf. Zwei riesige Geburtstagstorten wurden in den Saal gebracht, begleitet von einer fröhlichen Kinderschar in grünen DBJT-Shirts. Spritzkerzen wurden angezündet und alle – Kinder, Jugendliche und Gäste – sangen voller Begeisterung das Lied „Zum Geburtstag viel Glück“. Und zu guter Letzt stimmten alle in das Lied „Wahre Freundschaft“ ein. Solange diese Freundschaft als einigendes Band gehegt und gepflegt wird, wird auch das Glück der DBJT hold sein.

Mit dem Auszug der Trachtenpaare endete der Festakt. Doch der Abend war damit noch lange nicht zu Ende. Zur Musik der beliebten Formation „Trend … die Band“ feierten Jugendliche und Junggebliebene fröhlich weiter. Übrigens: Zum Jubiläum ist auch eine sechzigseitige, gefällig aufgemachte und reich bebilderte Festschrift erschienen – ein begrüßenswerter erster Versuch, die Geschichte des Banater Jugendverbandes zu dokumentieren. Für Redaktion und Layout zeichnen Renate Krispin und Lukas Krispin verantwortlich.

Walter Tonţa


Mit Pop und Polka in die Zukunft

 Notizen und Gedanken zum Festakt „30 Jahre DBJT“ in Wendlingen am Neckar

„Ich bin ein Kind der DBJT“, gestand Lukas Krispin, Jugendgruppenleiter der Brauchtums- und Volkstanzgruppe des Kreisverbandes Esslingen und Mitglied im DBJT-Bundesvorstand, als er die Gäste zum Festakt „30 Jahre DBJT“ mit anschließendem Jugendball im „Treffpunkt Stadtmitte“ in Wendlingen am Neckar begrüßte. Der Ball wird in jährlichem Wechsel von einem anderen Kreisverband ausgerichtet, der dann Gastgeber der Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppen ist. In diesem Jahr war es der Kreisverband Esslingen, der am 6. Mai ein besonderes Fest veranstaltete.

Ein Geburtstagsfest mit mehr als 350 Gästen, die schon bei der Begrüßung durch Lukas Krispin zunächst erstaunte und schließlich erfreute Gesichter machten. Dem ersten Redner des Abends ist es nämlich gelungen, nicht nur das Eis im Saal schnell zu brechen, sondern vor allem mit Charme und jugendlichem Enthusiasmus sein und das Anliegen der jungen Erwachsenen in der DBJT zu artikulieren. Mit wohlüberlegten Formulierungen erzählte Lukas Krispin zunächst von seiner Biografie in der DBJT, um dann erfreulich reflektiert darzustellen, dass viele Jugendliche in der Banater Jugend erfahren haben, dass der Verein kein Ort sei, wo man nur hingehe, weil dies die Eltern erwarteten, sondern, dass auch die jungen Menschen schon durchaus selbst entschieden, mittun zu wollen.

Hier räumte er dann auch ein, dass sich dieser Prozess zwar leicht anhöre, aber für Jugendliche nicht leicht sei. Vor allem, wenn man sich zu einem Brauchtums- und Trachtenverein bekenne – und mit einem Augenzwinkern fügte er dann noch hinzu: „Ich weiß, wovon ich spreche“. Dabei würden aber alle inzwischen auch auf die Erfahrung zurückblicken können, wie wertvoll eine Gemeinschaft ist und was es bedeutet, sich mit der Kultur und Geschichte der eigenen Herkunft zu beschäftigen. Den eigenen Verein schloss Lukas Krispin dann in seine Überlegungen gleich mit ein und warf gleich mal einen Blick in die Zukunft. Er forderte Anpassung an die neuen Herausforderungen, verweigerte sich aber gleichzeitig dem Trend, „jedem Hype hinterherzurennen“. Als Vertreter der DBJT definierte Krispin Aufgaben für die Zukunft, die wegweisend sein könnten. Dazu gehöre, dass die Mitglieder der DBJT sich permanent austauschen, Veranstaltungen diskutieren und reflektieren und sich auch mit anderen Vereinen vernetzen. Die DBJT wird 30 Jahre alt, ob sie dann noch zur Jugend gehört, bleibt den Soziologen überlassen.

Sicher ist aber, dass sich an diesem Samstagabend ein Verband unter dem Dach der Landsmannschaft der Banater Schwaben präsentierte, der – sich seiner Geschichte bewusst – mit großem Selbstbewusstsein und dem nötigen Respekt vor den Aufgaben, die ihn erwarten, in die Zukunft geht. Herzliche und bewegende Worte fanden dann auch die weiteren Redner des Abends. Neben den beiden Gastgebern – Herbert Volk, Vorsitzender des Kreisverbandes der Banater Schwaben Esslingen, und Steffen Weigel, Bürgermeister der Stadt Wendlingen – beeindruckten vor allem die Reden des ehemaligen Jugendreferenten der Landsmannschaft, Peter Krier, und des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber.

Während Krier an die Anfänge der Deutschen Banater Jugend erinnerte und Generationen von ehemaligen Mitgliedern für ihr Mitwirken und ihren Einsatz dankte, fand Leber vor allem zukunftsweisende Worte. Mit Stolz anerkenne die Landsmannschaft das Engagement der Banater Jugend- und Trachtengruppen, insbesondere ihr ungebrochenes Interesse an der Herkunft, Geschichte und Kultur der Banater Schwaben, an der Pflege und Weitergabe von Tradition und Brauchtum. Bereits 2010 stellte die Shell Jugendstudie bei den Jugendlichen eine weiterhin pragmatische Grundhaltung mit einem ausgeprägten Sinn für soziale Beziehungen fest. Von diesem Trend profitieren offensichtlich auch die in der DBJT zusammengeschlossenen Jugend- und Trachtengruppen vor allem in den letzten Jahren. Laut der neuesten Shell Jugendstudie 2015 scheint sich diese Entwicklung noch einmal verstärkt zu haben. Mehr als die Jahre zuvor zeichnet sich die junge Generation durch die Bereitschaft aus, sich im persönlichen Umfeld für die Belange von anderen oder für das Gemeinwesen zu engagieren. Gleichzeitig sei die junge Generation experimentierfreudig: Ihre Haltung geht über eine nüchterne Erfolgsorientierung hinaus. Eher folgt sie idealistischen Vorstellungen. Sie will zupacken, umkrempeln, neue Horizonte erschließen und ist bereit, dabei auch ein Risiko einzugehen. Auch dies könnte in Zukunft bedeutend für das Geburtstagskind sein.

Darüber hinaus werden zwei weitere Determinanten zu berücksichtigen sein. Während der Kalte Krieg und das Leben im Banat prägende Elemente beim Aufwachsen vorangegangener Generationen waren, kennt die junge Generation diese heute nur aus Erzählungen und von gelegentlichen Besuchen. Für die Banater Jugend bedeutet dies einen Spagat. Die Feststellung von Peter-Dietmar Leber, nichts sei so beständig gewesen wie die Unbeständigkeit, wird auch in Zukunft die DBJT begleiten. Das liegt in der Natur der jungen Generation, die stärker als andere dem Wandel unterworfen ist und damit auch jene Gruppen, die vorrangig von dieser Altersgruppe geprägt und getragen werden. Die Aufgabe aller Verantwortlichen ist in diesem Zusammenhang, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, das Banat, seine Kultur und Geschichte weiter lebendig zu halten und so weit wie möglich erlebbar zu machen.

Neben den vielen optimistisch stimmenden Eindrücken des Abends in Wendlingen ist besonders positiv zu verzeichnen, dass alle ehemaligen Vorsitzenden der Banater Jugend und zahlreiche Verantwortliche anwesend waren. Harald Schlapansky, wohl einer der Vorsitzenden, die den Verband über einen langen Zeitraum in besonderer Weise prägten, fand dann auch anerkennende Worte insbesondere für die vielen Engagierten und zeichnete stellvertretend für diese, aber auch in besonderer Würdigung eines jahrzehntelangen Engagements die Leiterin der Brauchtums- und Volkstanzgruppe des Kreisverbandes Esslingen, Renate Krispin, im Namen der DBJT aus.

Ich wünsche dem Verband eine weiterhin so erfolgreiche Arbeit wie bisher, immer die notwendige „Unbeständigkeit“, um Veränderungen zulassen zu können, aber auch so viel Beständigkeit, damit jene Dinge, die sich bewährt haben, weiter getragen werden können.

Dr. Swantje Volkmann


Bei der Polka außer Puste geraten

62. Bundesjugendtag der djo in Bosau

Am Wochenende vom 31. März bis 2. April fand der diesjährige Bundesjugendtag der djo-Deutsche Jugend in Europa in der Jugendfreizeitstätte Bosau am Plöner See (Schleswig- Holstein) statt. Für die djo-Deutsche Jugend in Europa als Dachverband ihrer Landesverbände sowie von landsmannschaftlichen Gruppen und von Migrantenjugendorganisationen ist die kulturelle Kinder- und Jugendarbeit ein zentraler Tätigkeitsschwerpunkt. Die DBJT (Deutsche Banater Jugend- und Trachtengruppen) gehört der djo als Bundesgruppe an.

Als Vorstandsmitglied der DBJT durfte ich unseren Verband beim 62. Bundesjugendtag vertreten. Obwohl mir das Programm der Veranstaltung bekannt war, machte ich mich auf den langen Weg nach Norddeutschland, ohne wirklich zu wissen, was konkret auf mich zukommen könnte oder welche neuen Bekanntschaften ich bei dieser Gelegenheit schließen würde. In der Einladung stand, dass man auf dem diesjährigen Bundesjugendtag die Vielfalt des Verbandes in den Mittelpunkt stellen wolle. „Wir wollen diese an den drei Tagen in Bosau gemeinsam leben und damit auch ein Signal nach außen setzen.“ Das hörte sich schon mal vielversprechend an.

Der Freitagabend diente gänzlich dem Kennenlernen der Teilnehmer und ersten Gesprächen mit Vertretern anderer Verbände. Nachdem am Samstagvormittag die Mitgliederversammlung stattfand und ein Teil der Regularien abgearbeitet wurde, standen am Nachmittag unter dem Motto „Miteinander in Vielfalt“ verschiedene Workshops auf dem Programm. Ich selbst bot zusammen mit Edwin- Andreas Drotleff, dem Bundesjugendleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD), einen Workshop zum Thema „Traditionelle Tänze“ an. Die etwas „andere“ Musik, zu der wir Banater Schwaben unsere Polka tanzen, und die Hopsapolka selbst, die den einen oder die andere außer Puste brachte, bereiteten den Teilnehmern viel Spaß.

Die Angebote waren abwechslungsreich und so konnte auch ich assyrische Tänze erlernen, die mit den Vertretern des Assyrischen Jugendverbandes Mitteleuropa (AJM) einstudiert wurden. Am Abend, am Lagerfeuer über dem malerischen Plöner See, durften wir diese Tänze vorführen und gemeinsam das Assyrische Neujahrsfest feiern. Am Sonntagvormittag standen nun noch die Wahlen zum neuen Bundesvorstand der djo an, wonach die Abreise der Teilnehmer erfolgte.

Ich konnte an diesem Wochenende neue Erkenntnisse über die Jugendarbeit gewinnen und einiges lernen über die djo sowie die anderen in diesem Dachverband zusammengeschlossenen landsmannschaftlichen und Migrantenjugendorganisationen, die ähnliche Ziele verfolgen wie unsere DBJT. Mir wurde auch bewusst, dass die Zusammenarbeit mit und innerhalb der djo unserem Anliegen, die eigene Kultur zu pflegen und weiterzugeben, förderlich ist.

Patrick Polling


Popmusik und Polkaschritt oder Gegensätze ziehen sich an

DBJT-Brauchtumsseminar im Allgäu mit absolutem Teilnehmerrekord / Treffen der Arbeitsgruppe „Projekt Tracht“

Was haben Popmusik, Soul und Hip- Hop mit Polka und den Banater Schwaben zu tun? Und was haben Gevatter Tod und di Fresch gemeinsam? Die Antwort darauf scheint doch völlig klar, nur sehr wenig bis gar nichts, oder etwa nicht? 45 Kinder und 80 Erwachsene sollten schnell eines Besseren belehrt werden.

Aber ganz von vorne. 125 Teilnehmer hatten sich zum ersten Brauchtumsseminar des Jahres, das vom 17. bis 19. März in Unterhub im Allgäu stattgefunden hat, angemeldet. „Es ist ein absoluter Rekord, so viele Teilnehmer gab’s noch nie“, erklärte Harald Schlapansky, Bundesvorsitzender der DBJT (Deutsche Banater Jugend- und Trachtengruppen), der es selbst gar nicht fassen konnte. Er dankte der Landsmannschaft, „die weder Kosten noch Mühen gescheut hat, dies alles zu ermöglichen“. Das Programm war vielfältig, ob jung oder alt, tanzwütig oder nicht, es war für jeden etwas dabei.

Verköstigt und ganz nach Banater Manier verwöhnt wurden dieses Mal alle von der Kochgruppe München und Spaichingen – da gab es neben einem reichhaltigen Frühstück, Krumber und Nudle mit Kompot, Krumber un Worscht oder gebroteni Hinglschunke mit Saurem. Kurz gesagt, hungern musste an diesem Wochenende niemand. Bereits am Abend der Anreise gab es einen ersten kulinarischen Vorgeschmack der Kochkünste, serviert wurde eine stärkende Fleischknedlsupp, auch bekannt als „Ciorbă de perişoare“, bevor es in die ersten Workshops oder Vorträge ging.

Während sich die Kinder in einer Kennenlernrunde spielerisch mit den Themen Banat, Landsmannschaft, Kirchweihfest und DBJT auseinandersetzten, lauschten die Erwachsenen gespannt dem Vortrag von Dennis Schmidt, der über seinen Aufenthalt bei den Donauschwaben in Entre Rios/Brasilien referierte. Zu später Stunde, während die Kinder bereits in ihren Betten schliefen, ließen die Erwachsenen dann den Abend in gemütlicher Runde mit Tanz und Gesang ausklingen. Da wurden Gitarre und Akkordeon ausgepackt und gemeinsam gesungen und musiziert. Ob Schlager, Volkslieder oder Rock und Pop, es gab nichts, was ausgelassen wurde. Stunde um Stunde verging, ans Aufhören schien dabei keiner zu denken, ebenso wenig wie ans Aufstehen am nächsten Morgen – wie immer war die Nacht viel zu kurz und der morgendliche Weckruf kam viel zu früh.

Gestärkt vom guten Frühstück, versammelten sich dann alle in den jeweiligen Seminarräumen, um mit den Kursen zu beginnen. Bei Stefan Ruttner ging es für die Erwachsenen nochmal an die Basis. Im Grundkurs Walzer und Polka brachte Ruttner den interessierten Tänzerinnen und Tänzern vor allem den richtigen Schwung beim „Zeppeln“ bei. Im Anschluss übte er mit den Kindern verschiedene Volkstänze ein. Musikalisch unterstützt wurde er dabei von Korbinian Dölger am Akkordeon.

Melanie Müller war für den Kurs modernes Tanzen zuständig und heizte den Teilnehmern bei flotter Musik mächtig ein. Flotte Musik gab’s auch bei Stefanie Timmler im Grundkurs Walzer und Polka für Kinder. Doch anstelle der bekannten Blasmusikklänge ertönten hier Lieder aus den aktuellen Charts. Der Polkaschritt lässt sich nämlich hervorragend auf Rock, Pop, Soul, ja sogar Hip-Hop üben. Kein Wunder, dass sich Stefanie Timmler vor begeisterten Kindern, die an ihrem Workshop teilnehmen wollten, fast nicht retten konnte.

Eine Etage höher tropfte der Schweiß bei den Erwachsenen, die die Gemeinschaftstänze der DBJT übten, Sandra Keller und Melanie Furak trieben dabei sowohl die Anfänger als auch die Fortgeschrittenen motivierend an. Natürlich durfte auch ein neuer Tanz nicht fehlen, den hatten Heidi Müller und Harald Schlapansky im Gepäck. Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen erklärten und zeigten die beiden die Drehungen und Figurenfolgen bis auch das letzte Paar den Walzer „Gruß aus der Heimat“ (fast) fehlerfrei tanzen konnte.

Während die einen tanzten, übten sich andere in der Theaterkunst. Eine kleinere Gruppe Theaterbegeisterter versammelte sich um den Banater Schauspieler Walter Roth und ließ sich in die Kunst des Schauspiels einweisen. Dabei erarbeitete sich die Gruppe die Tragikomödie „Gevatter Tod“ in fünf Akten frei nach den Gebrüdern Grimm. Walter Roth, selbst Autor der Stücks, widmete es seinen Landsleuten. So ist der Vater aus dem Märchen, der auf der Suche eines Gevatters (Patenonkel) für sein Neugeborenes ist, ein armer Schreinermeister in einem banatschwäbischen Dorf nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges und der Machtübernahme der Kommunisten in Rumänien. Seine Begegnung auf nächtlicher Straße mit Gott und dem Teufel ist ebenso urkomisch wie bizarr, und das kann nicht allein daran liegen, dass die Dorfbewohner in ihrer Mundart und der überirdische Besuch in seiner gewählten Sprache völlig aneinander vorbei reden. In Anlehnung an das Märchen der Gebrüder Grimm spannt die Tragikomödie „Gevatter Tod“ dabei einen weiten Bogen deutscher Siedlungsgeschichte, aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts über zwei Generationen hinweg bis in die unmittelbare Gegenwart der heutigen Deutschen in der Bundesrepublik.

Apropos Mundart: unter der Leitung von Günter Kaupa hatten die Kinder die Möglichkeit, bekannte Lieder in schwowischem Dialekt zu singen. So übten sie zum Beispiel die Stücke „Di Fresch“ und „Truna in de grini Au“. Außerdem sangen sie gemeinsam sowohl die deutsche wie auch die Banater Hymne. Wobei die Banater Hymne bei einigen für verblüffte Gesichter sorgte, denn nicht allen war bewusst, dass die Banater Schwaben eine eigene Hymne haben. Auf verschiedenen Instrumenten konnten die Kinder darüber hinaus Takt, Rhythmus und Spielweise bei unterschiedlichen Liedern üben. Hilfreich war dabei übrigens, so Günter Kaupa, dass viele der Kinder gerade beginnen, das Spielen eines der Instrumente zu erlernen.

Ein weiterer Kurs, den es zu erwähnen gilt, war das Kinderbasteln mit Heidi Müller. Unglaublich was sich aus farbigem Tonpapier, bunten Pralinenförmchen aus Papier und Knöpfen mit ein bisschen Fantasie und Kreativität so alles machen lässt. Nicht zu vergessen ist ein Kurs etwas abseits des normalen Programms.

Bereits zum zweiten Mal traf sich unter der Leitung der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Christine Neu die Arbeitsgruppe „Projekt Tracht“ im Allgäu. Ziel ist es unter anderem, die verschiedenen Trachten und Accessoires aus dem Banat schriftlich und bildlich in Foto und Video festzuhalten. Ein Dank an Brunhilde und Hans Forro, die die Aufgabe der bildlichen Dokumentation übernommen haben. Dreizehn Teilnehmer umfasste die Arbeitsgruppe, darunter auch zwei Männer. Sogar Gäste aus dem Banat waren mit dabei, Edith Singer, Edith Bartha und Claudia Bereczki reisten eigens an, um den Hutschmuck und seine traditionelle Anfertigung vorzuführen. Dass diese feinmotorische Handarbeit aber nicht nur Frauen vorbehalten ist, stellte Herr Wittmann unter Beweis. Mit viel Feingefühl zeigte er, wie die Neupanater ihre Kirchweihhüte verzieren. In die Kunst des Knüpfens am Beispiel eines Schultertuchs weihte dann Barbara Fetzer ein. Claudia Bereczki schlüpfte währenddessen in die Nitzkydorfer Brauttracht, während Hilde Redl und Hildegard Bauer das Ankleiden einer Kirchweihtracht vorführten.

Aber wer arbeitet, darf auch feiern, und so ließen alle den arbeitsintensiven und lehrreichen Samstag mit Musik und Tanz ausklingen. Bevor jedoch die Weinbergmusikanten zünftig aufspielten, zeigte die Theatergruppe, was sie gemeinsam erarbeitet hatte. Der Weckruf am nächsten Morgen kam wie immer viel zu früh und riss alle aus ihren Träumen. Nach dem Frühstück gab es traditionell von allen Gruppen eine Vorführung des Neuerlernten und Aufgefrischten. Ein Dank an dieser Stelle allen Dozenten und Referenten für die Arbeit, Mühe und Zeit, die sie in die Vorbereitungen, aber auch während des Wochenendes investiert haben. Gedankt sei aber auch allen Teilnehmern fürs Mitmachen. Ein besonderer Dank geht zudem an das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Frauen, das über das Haus des Deutschen Ostens München dieses Seminar gefördert und somit ermöglicht hat. „Das Wochenende war sehr intensiv, aber, wie ich finde, auch sehr erfolgreich. Einen Wunsch hätte ich jedoch für das nächste Seminarwochenende im Herbst. Wenn wir einen Salzkipfel-Backkurs für Jugendliche auf die Beine stellen könnten, wäre das toll“, resümierte Harald Schlapansky. Wie immer ging die Zeit viel zu schnell vorbei. Umso mehr freuen sich alle auf ein baldiges Wiedersehen beim DBJT-Jugendball am 6. Mai in Wendlingen, auf den Schlapansky nochmals besonders hingewiesen hat: „Die DBJT feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Das muss gefeiert werden und dazu möchte ich alle ganz herzlich einladen. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.“

Ines Szuck


Neuanfang und Aufbruch

1986 wurde der Bundesverband der Banater Jugend gegründet

Die Geschichte der Banater Jugend ist nicht geradlinig verlaufen, sie ist von Brüchen, Zäsuren und Neuanfängen geprägt, Phasen der Kontinuität wechseln sich mit Phasen der Diskontinuität ab. Sie verzeichnet eine Entwicklung im Spannungsverhältnis zwischen Stetigkeit und Wandel. Dementsprechend lässt sich die Verbandsgeschichte in mehrere Etappen gliedern.

In das Jahrzehnt 1961-1970 fallen die Anfänge der Jugendarbeit und die ersten Bemühungen um die Schaffung einer Organisationsstruktur (vgl. Walter Tonţa: Aus den Anfängen der Jugendarbeit unseres Verbandes, in: „Banater Post“, Nr. 3 vom 5. Februar 2017, Seite 5). Anfang der 1970er Jahre erfährt das Verbandsleben einen Bruch, wonach ab 1978 ein organisatorischer Neuaufbau zu verzeichnen ist. Damit werden die Voraussetzungen für die 1986 erfolgte Gründung des Bundesverbandes der Banater Jugend (ab 1987 Deutsche Banater Jugend, abgekürzt DBJ) geschaffen.

Die folgenden etwa 15 Jahre sind durch eine intensive und vielseitige Tätigkeit der DBJ gekennzeichnet. Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends verzeichnet erneut eine Flaute der Verbandsaktivitäten auf Bundesebene. Zu deren Wiederbelebung kommt es ab 2009, als mit der Verabschiedung einer neuen Satzung des in „Deutsche Banater Jugend und Trachtengruppen“ (DBJT) umbenannten Verbandes und der Wahl eines neuen Vorstands eine erneute, bis heute andauernde Hochphase der Jugendarbeit eingeleitet wird.

Der vorliegende Beitrag widmet sich der Gründung der Jugendorganisation unserer Landsmannschaft im Jahr 1986 als entscheidende Wegmarke in der Verbandsgeschichte und beleuchtet die dafür in den Vorjahren geschaffenen Voraussetzungen. Eine Bestandsaufnahme der Jugendarbeit bei der Bundesdelegiertentagung der Landsmannschaft zu Pfingsten 1978 hatte ergeben, dass ein organisatorischer Neuaufbau der Jugendarbeit – auch angesichts des nun einsetzenden Aussiedlerzustroms – dringend geboten ist. Dieser Aufgabe widmete sich fortan mit großem Elan Peter Krier in seinem Amt als Jugendreferent des Bundesvorstandes. Durch gezielte Maßnahmen ist es gelungen, die Jugendarbeit zu beleben und neue organisatorische Strukturen zu schaffen. Bereits im November 1978 wurde mit einem Eingliederungsseminar für jugendliche Aussiedler aus dem Banat in München und einem in Pforzheim eine Veranstaltungsreihe eröffnet, die in ununterbrochener Folge jeweils jährlich mit einem Seminar in Bayern und einem in Baden-Württemberg bis Anfang der 1990er Jahre fortgeführt wurde. Staatlicher Aufbau und politisches System der Bundesrepublik, Geschichte, Kultur und Volkskunde der Banater Schwaben, Aufgaben und Ziele der Landsmannschaft sowie Fragen bezüglich der schulischen, beruflichen und gesellschaftlichen Eingliederung jugendlicher Aussiedler waren die Vortrags- und Diskussionsthemen dieser Seminare.

Nachdem Banater Jugendliche ab 1978 an Wintermaßnahmen der Deutschen Jugend des Ostens (DJO) teilgenommen hatten, wurden ab 1981 für die Banater Jugend alljährlich eigene Skilager organisiert. Da sich diese Winterlager großer Beliebtheit erfreuten, ging man 1986 dazu über, gleich zwei Skilager für Jugendliche und eine Wintermaßnahme für Kinder anzubieten. Zusätzliche Begegnungsmöglichkeiten schafften die nun ebenfalls angebotenen Sommerfreizeiten. Die Jugendseminare und gemeinsamen Ferienlager bildeten die Grundlagen zum Aufbau von Jugendgruppen, der auch von landsmannschaftlicher Seite entschieden vorangetrieben wurde. So kam es zur Gründung einer ganzen Reihe von Jugendgruppen auf Kreisebene in Würzburg und Pforzheim (1979), Freiburg, Nürnberg, München (1980), Frankenthal und Waldkraiburg (1981), Osthofen, Reutlingen, Ravensburg/ Weingarten, Aachen, Sindelfingen (1982), Rastatt, Forchheim, Ingolstadt (1983), Rödental (1984), Geretsried und Stuttgart (1986). Die Jugendtrachtengruppen entfalteten vielfältige Aktivitäten, sie absolvierten unzählige Auftritte und wurden vielerorts zu einem Aushängeschild unseres Verbandes. Nachdem beim Heimattag 1982 beschlossen worden war, einen Jugendverband ins Leben zu rufen, stimmten die Banater Jugendgruppen der Gründung eines Bundesverbandes der Donauschwäbischen Jugend zu, zu der es im Juni 1982 kam.

Doch die in diesen Verband gesetzten Erwartungen erfüllten sich nicht, und so entschloss man sich zur Gründung eines Bundesverbandes der Banater Jugend anlässlich des Heimattages 1986 in Ulm. An der Gründungsversammlung am 17. Mai in der Donauhalle nahmen über 400 Jugendliche teil, die der Gründung eines Bundesverbandes der Banater Jugend zustimmten.

„Im Bewusstsein ihrer Herkunft und Zugehörigkeit, in Anbetracht gemeinsamen Strebens und gemeinsamer Zielsetzungen haben die am 17. Mai 1986 versammelten Jugendgruppen und Jugendlichen aus dem Banat die Gründung eines Verbandes der Banater Jugend in der Bundesrepublik Deutschland, unter der Bezeichnung ‚Bundesverband Banater Jugend‘, beschlossen“, heißt es in dem Beschluss der Gründungsversammlung, der unter anderem die Grundsätze der Verbandsarbeit definierte. Zum Vorsitzenden des Bundesverbandes wurde Stefan Jesch gewählt. Ein 13-köpfiges Arbeitsgremium erhielt den Auftrag, eine Satzung und Arbeitsrichtlinien zu erarbeiten. Zum Abschluss kam der Gründungsprozess ein Jahr später, als anlässlich der ersten Bundesspiele der Banater Jugend in Stuttgart die Delegiertenversammlung am 3. Mai 1987 dem Satzungsentwurf zustimmte und beschloss, dass der Verband den Namen „Deutsche Banater Jugend“, in der Kurzform DBJ, trägt. Bundesvorsitzender blieb bis 1989 Stefan Jesch.


30-Jahr-Feier und Jugendball in Wendlingen

DBJT-Vorstand und KV Esslingen laden ein

Die der Landsmannschaft der Banater Schwaben eingegliederte Organisation Deutsche Banater Jugend- und Trachtengruppen (DBJT) ist aus der Deutschen Banater Jugend (DBJ) hervorgegangen. Seit deren Gründung anlässlich des Heimattages der Banater Schwaben in Ulm am 17. Mai 1986 sind mittlerweile drei Jahrzehnte vergangen.

Liebe Jugendliche und Junggebliebene! Das 30-jährige Jubiläum der DBJT möchten wir gemeinsam mit dem Kreisverband Esslingen und mit Euch im Rahmen des diesjährigen DBJT-Jugendballs am 6. Mai gebührend feiern. Dazu laden wir alle nach Wendlingen am Neckar in den „Treffpunkt Stadtmitte“ (Am Marktplatz 4, 73240 Wendlingen) herzlich ein. Der Festakt mit anschließendem Jugendball beginnt um 18 Uhr.

Die Gruppenleiter der DBJT bitten wir, jeweils zwei Paare zu benennen, die zu diesem Anlass in banatschwäbischer Kirchweihtracht die DBJT Gemeinschaftstänze vor Ort vorführen werden. Die Namen der Paare bitten wir den Organisatoren mitzuteilen. Über Eure Rückmeldungen und Euer Kommen freuen wir uns sehr. Auf ein Wiedersehen am 6. Mai!

DBJT-Vorstand & Kreisverband Esslingen


Aus den Anfängen der Jugendarbeit unseres Verbandes

Eingliederungsseminar für jugendliche Spätaussiedler in Bad Kissingen an der Jahreswende 1962/63

Die Deutsche Banater Jugend und Trachtengruppen (DBJT), der Jugendverband unserer Landsmannschaft, feiert am 6. Mai dieses Jahres sein 30-jähriges Gründungsjubiläum in Wendlingen. Eigentlich jährte sich die Gründung des Bundesverbandes der Banater Jugend zum 30. Mal bereits im vergangenen Jahr, da aber die DBJT in die Gestaltung des Heimattages 2016 voll eingebunden war, beschloss man, die Jubiläumsfeier auf 2017 zu verlegen.

Die Gründung eines Bundesverbandes der Banater Jugend – so die ursprüngliche Bezeichnung; ab 1987 Deutsche Banater Jugend (DBJ), ab 2009 Deutsche Banater Jugend und Trachtengruppen (DBJT) – am 17. Mai 1986 anlässlich des Heimattages in Ulm war die logische Konsequenz einer Entwicklung, die Ende der 1970er Jahre einsetzte. 1978 hatte Peter Krier das Amt des Jugendreferenten des Bundesvorstandes übernommen und den organisatorischen Neuaufbau der Jugendarbeit durch gezielte Maßnahmen (Eingliederungsseminare für jugendliche Aussiedler, Winterfreizeiten, Gründung von Jugendgruppen usw.) vorangetrieben. Zum Zeitpunkt der Gründung des Jugendverbandes bestanden bereits 19 Jugendgruppen bundesweit. Das Jahr 1986 ist zwar eine entscheidende Wegmarke in der Verbandsgeschichte, deren Anfänge liegen jedoch 25 Jahre zurück.

Auf Initiative von Wilhelm Reiter, damals Landesvorsitzender der Landsmannschaft in Baden-Württemberg, kam es zwischen Weihnachten und Neujahr 1961/62 zu einem ersten Treffen der Banater Jugend in Linach im Schwarzwald. Diese Begegnung, bei der 40 Teilnehmer gezählt wurden, leitet einerseits die Reihe der Eingliederungsgespräche für jugendliche Spätaussiedler ein, die bis zur Jahreswende 1969/70 alljährlich veranstaltet wurden, andererseits markiert sie den Anfang des ersten Abschnitts der Jugendverbandsarbeit unserer Landsmannschaft, der das Jahrzehnt 1961-1970 einnimmt. Beim ersten Bundesgruppentag der Banater Jugend in Blaubeuren (10./11. November 1962) wurden nach intensiven Beratungen die Ziele der zukünftigen Arbeit abgesteckt: Gründung einer Volkstanz- und Gesangsgruppe, Zusammenfassung der jungen Leute im Raum München, Einrichtung einer Jugendecke in der „Banater Post“, Organisation des Winterjugendlagers mit Eingliederungsgespräch in Bad Kissingen, Teilnahme der Jugend am Heimattag 1963. Dem in der „Banater Post“ erschienenen Bericht über den Bundesgruppentag der Banater Jugend ist zu entnehmen, dass die Gruppe Mitglied der Deutschen Jugend des Ostens (DJO) war.

Das beim Treffen in Blaubeuren ins Auge gefasste zweite Eingliederungsgespräch für jugendliche Spätaussiedler in Bad Kissingen fand vom 27. Dezember 1962 bis 1. Januar 1963 in der Jugendbildungsstätte „Der Heiligenhof“ statt. Einer der Teilnehmer war Michael Koppi, damals 21 Jahre alt, später und bis heute aktiver Mitgestalter der landsmannschaftlichen Arbeit in der Heimatortsgemeinschaft Sackelhausen, im Kreisverband Reutlingen, im Landesverband Baden-Württemberg und im Bundesverband. Koppi, der 1961 mit seiner Familie nach Deutschland ausgereist war, stellte uns das hier veröffentlichte Foto zur Verfügung und berichtete bei einem Besuch in der Redaktion von diesem einwöchigen Eingliederungsseminar. Für die Programmgestaltung und Leitung war Wilhelm Reiter verantwortlich. Das Seminar umfasste mehrere Vorträge, eine Autorenlesung mit Nikolaus Engelmann, eine Filmvorführung über Franken, eine Fahrt an die Zonengrenze, gemütliches Beisammensein der Jugend mit Tanz und die Silvesterfeier.

Der Lehrer und Schriftsteller Nikolaus Engelmann sprach über die deutsche Südostsiedlung, Wilhelm Reiter gab einen Überblick über die Entwicklung Deutschlands seit 1945, Regierungsdirektor Michael Stocker, Landesvorsitzender der Landsmannschaft in Bayern und späterer Bundesvorsitzender, referierte über die rechtsstaatliche Ordnung der Bundesrepublik Deutschland, während Regierungslandwirtschaftsrat Josef Komanschek, Beirat im Bundesvorstand der Landsmannschaft, über die politischen Parteien als Säulen der demokratischen Staatsordnung sprach. Die Aufgaben und Ziele der Landsmannschaft erläuterte deren Bundesgeschäftsführer Hans Huniar. An jeden Vortrag schloss sich eine Diskussionsrunde an, an der sich die Jugendlichen engagiert beteiligten. Auf reges Interesse stieß die Autorenlesung. Nikolaus Engelmann bot Kostproben aus seinem eigenen Werk (Erzählungen, Schwänke, Anekdoten) und trug Mundartgedichte von Hans Wolfram Hockl vor.

Die Fahrt an die Zonengrenze, wo Stacheldraht und Wachtürme die Teilung Deutschlands und Europas augenscheinlich machten, hinterließ bei den Jugendlichen einen tiefen Eindruck. In guter Erinnerung geblieben sind hingegen der gesellige Abend in der Gaststätte des Uiwarer Landsmannes Waldner in Bad Kissingen, der seinen Gästen Bratwurst mit Kren bot, sowie die unterhaltsame Silvesterfeier. Dank des Engagements der Landsmannschaft und der Jugendreferenten Ortward Komanschek und Herwig Ludwig verstetigte sich die Jugendarbeit in den folgenden Jahren. Maßgeblich geprägt wurde sie von den Söhnen und Töchtern der damaligen landsmannschaftlichen Funktionsträger. Im Februar 1966 kam es in Göppingen zur Gründung einer Banater Jugendgruppe und zur Wahl eines Vorstandes, dem neben dem Jugendleiter Herwig Ludwig und seinen beiden Stellvertretern Rüdiger Schwerthöffer und Ewald Reiter noch Klaus Stocker, Volker Tießler, Helge Ludwig, Gertrud Stoffel, Ingrun Junker, Hanspeter Reiter, Hermann Schäfer und Michael Koppi angehörten. Der alters- und berufsbedingte Rückzug einiger Aktiven führte um 1970 zu einem Bruch in der Gruppenarbeit, was einen Neuaufbau der Jugendarbeit ab 1978 notwendig machte.

Walter Tonţa